Duisburg. . 64 Konzerte, 29 Spielorte an Rhein und Ruhr. Das 2015er Programm des Klavierfestivals Ruhr kann sich erneut sehen lassen. Jetzt war Eröffnung in Duisburg.
Unspektakulär, aber gewohnt hochklassig startete das Klavierfestival Ruhr am Wochenende in seine mittlerweile 27. Saison. Bis zum 4. Juli erwartet die Musikfreunde ein Reigen von 64 Konzerten an 29 Spielorten in 22 Städten der Region. Von mindestens 50.000 Besuchern ist auszugehen.
Damit behauptet es seine Position als das wohl größte Festival seiner Art in der Welt. Aber nicht (nur) die Größe steht im Fokus von Intendant Prof. Franz Xaver Ohnesorg, sondern vor allem Klasse und Vielfalt. Das Eröffnungskonzert in der herben Industrie-Charme ausstrahlenden Gebläsehalle in Duisburgs Landschaftspark Nord bestritten keine glamourösen Stars der Szene, sondern mit dem Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen zwei Stammgäste des Festivals, die seit 30 Jahren auf ständig steigendem Niveau Nischen des Klavierrepertoires auf- und entdecken.
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Den „Nordischen Ton“, mit Blick auf den 150. Geburtstag von Jean Sibelius das zentrale Thema dieses Jahres, traf man zum Auftakt über Umwege. Mozart-Hits wie die „Sonata facile“ in c-Moll KV 545 und die Fantasie in c-Moll KV 475 lösen durch Edvard Griegs Bearbeitungen für zwei Klaviere zwar keine Assoziationen an nordische Fjorde und Trolle aus, doch der Norweger erweitert durch seine eigenwilligen Eingriffe das Klangspektrum so raffiniert, dass Mozarts Musik romantische, sehr persönlich gefärbte Züge erhält.
Traumwandlerische Partnerschaft
Das lässt sich von Richard Simms Bearbeitung der 1. Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg für zwei Klaviere nicht behaupten. Es ist eine der damals handelsüblichen Übertragungen von Orchestermusik für den Hausgebrauch – eher ohne besonderen Reiz oder Erkenntnisgewinn für den modernen Hörer. Das betrifft auch Otto Singers Arrangement von Richard Strauss‘ Tondichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, bei dem man sich vor allem an der traumwandlerisch harmonischen Partnerschaft und gleichwertigen musikalischen und spieltechnischen Qualität des Ehepaars erfreuen konnte.
Beste Voraussetzungen für den kostbarsten und einzigen originalen Beitrag des Abends, Mozarts Sonate für zwei Klaviere in D-Dur KV 448: ein vor Vitalität sprühendes Stück mit verspielter konzertanter Attitüde, das die Musiker in einen lebhaften erfüllten Dialog voller Esprit verstrickt und im langsamen Satz ungetrübte melodische Schönheit verströmt. Feiner und lebendiger, perfekter im Zusammenspiel und brillanter im Klang als das Duo Tal & Groethuysen lässt sich das Werk kaum realisieren. Der absolute Höhepunkt des Abends.
Was folgt? Auch 2015 hält die prominente Elite von Martha Argerich und Arcadi Volodos bis Daniel Barenboim und Hélène Grimaud Einzug in die Spielstätten der Region. Nicht zu vergessen die intensive Nachwuchspflege mit groß angelegten education-Projekten zum Thema Béla Bartók.
Weitere Infos unter www.klavierfestival.de oder telefonisch: 01806-500 803.