Berlin. Nach einer Ausstellung in New York im vergangenen Jahr steht die ZERO-Bewegung wieder im Rampenlicht: 200 Werke von 40 Künstlern sind in Berlin zu sehen.

Es sollte die Stunde Null der deutschen Kunst sein: Als Otto Piene und Heinz Mack 1958 in Düsseldorf die Künstlergruppe ZERO gründeten, wollten sie die Schrecken von Krieg und Nachkriegszeit endgültig hinter sich lassen. "Es war wirklich der Versuch, das Leben noch einmal von vorne zu beginnen" - so formulierte es der inzwischen 84-jährige Mack am Freitag bei der Vorstellung der bisher umfangreichsten ZERO-Ausstellung in Berlin.

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Mit rund 200 Werken von mehr als 40 Künstlern gibt die Schau im Martin-Gropius-Bau einen faszinierenden Einblick in die Bandbreite und Schubkraft der Bewegung. Sie experimentierte mit Licht und Feuer, Zeit und Raum, Vibration und Reflexion, klaren Formen und puristischen Farben. Nachdem 1961 Günther Uecker zum Gründungsduo stieß, entwickelte sich die Gruppe nach Angaben der Ausstellungsmacher rasch zur größten internationalen Künstlerbewegung der Nachkriegszeit.

Verschollen geglaubte Kunstwerke kehren zurück

Zu den spannendsten Stücken gehören die "Weiße Lichtmühle" und die "Silbermühle", die Piene, Mack & Uecker gemeinsam schufen. "Wir waren ja kein Gruppenverein, kein eingetragener Verein", berichtet Mack, "das war eine Haltung, eine Auffassung, die man mit den anderen geteilt hat." Noch zu Zeiten, als eine grenzenlose EU undenkbar schien, arbeiteten die Künstler auch international zusammen. "Wir waren die allerersten, die in praxi tatsächlich Grenzen überschritten haben."

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Neben Schlüsselwerken der ZERO-Väter sind auch Arbeiten etwa von Almir Mavignier, Piero Manzoni, Christian Megert und Jean Tinguely zu sehen. Von Herman de Vries gibt es ein meterhohes Mobile aus Styroporplatten, die monochromen Bilder von Yves Klein füllen einen ganzen Raum - im Zentrum das berühmte Blau. Erstmals zu sehen ist eine zwei Meter hohe, goldene Arbeit von Lucio Fontana und Jef Verheyen, die bisher als verschollen galt.

Mehr Himmel

Jahrzehntelang war die Gruppe ziemlich in Vergessenheit geraten, bis sich seit 2008 die in Düsseldorf gegründete ZERO Foundation um die Erforschung des Werks kümmerte. In Zusammenarbeit mit ihr hatte im vergangenen Jahr bereits das New Yorker Guggenheim Museum die Ausstellung mit anderem Schwerpunkt gezeigt, im Juli soll sie in das Stedelijk Museum in Amsterdam wandern. In Berlin hat Bundestagspräsident Norbert Lammert die Schirmherrschaft übernommen. Förderer sind die Kulturstiftung des Bundes und die Kunststiftung NRW.

Impressionen der Ausstellung zur Kunstbewegung "ZERO"

Der Künstler Heinz Mack (l) im Gespräch mit dem Direktor der ZERO-Foundation, Mattijs Visser.
Der Künstler Heinz Mack (l) im Gespräch mit dem Direktor der ZERO-Foundation, Mattijs Visser. © dpa
Das
Das "Akwarel" des Künstlers Henk Peeters. © dpa
Die Installation
Die Installation "Mes étoiles - Concept pour sept peintures" des Künstlers Jean Tinguley. © dpa
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ie Installation "Spiegelwand Nul 62" des Künstlers Christian Megert. © dpa
Die Installation
Die Installation "Sphère-trames" (v) des Künstlers Francois Morellet und die Installation "Relations bleues, noire et argentées" (h) des Künstlers Jesús Rafael Soto. © dpa
Die
Die "Kinetische Scheibe" des Künstler Günther Uecker. © dpa
Die Installation
Die Installation "Spiegelwand Nul 62" (l) des Künstlers Christian Megert neben der Installation "Nul 62" (r). © dpa
Der
Der "Lichtglobus" des Künstlers Günther Uecker. © dpa
Impression der Ausstellung
Impression der Ausstellung "ZERO - Die internationale Kunstbewegung der 50er und 60er Jahre". © dpa
Die beiden Bilder
Die beiden Bilder "Akkumulation" (l) und "Ohne Titel" (r) des Künstlers Otto Piene. © dpa
Eine
Eine "malende Maschine" des Künstlers Jean Tinguely. © dpa
Alte Fotos des Kunstkollektivs ZERO.
Alte Fotos des Kunstkollektivs ZERO. © dpa
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Der schwedische Kurator Daniel Birnbaum, Akademischer Beirat der ZERO-Stiftung, hob vor allem den Einfluss der Bewegung auf zeitgenössische Künstler wie Carsten Höller, Spencer Finch und Olafur Eliasson hervor: "Manchmal bleiben die wirklichen Revolutionen in der Kunst unsichtbar, bis sie längst vergangen sind, und die unterirdischen Schockwellen können sich über Generationen fortsetzen."

Zum Gründungsmitglied Otto Piene hat Berlin dabei ein ganz besonderes Verhältnis. Der zuletzt in den USA lebende Lichtkünstler war im vergangenen Jahr während den Arbeiten zu seiner Installation "More Sky" (Mehr Himmel) mit 86 Jahren überraschend im Taxi gestorben. "Diese Ausstellung spiegelt seine Vision, seine Kunst und seinen Optimismus", sagte die Witwe Elisabeth Piene. "Im Sinne von Otto wünsche ich Ihnen allen more sky." (dpa)