Berlin. Otto Pienes Elemente waren Feuer, Luft und Rauch. Die Werke des ZERO-Künstlers hängen in allen großen Museen der Welt oder auf den Halden der Region. Nun ist der Pionier der Nachkriegskunst in Berlin gestorben - kurz nach der Eröffnung einer großen Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie.

Der ZERO-Künstler Otto Piene (86), einer der großen Avantgardisten der deutschen Nachkriegskunst, ist am Donnerstag in Berlin gestorben. Das bestätigte ein Sprecher der Stiftung Zero Foundation mit Sitz in Düsseldorf der Nachrichtenagentur dpa. Piene hatte erst kurz vor seinem Tod am Mittwoch eine große Ausstellung mit seinen Licht- und Feuerbildern in der Neuen Nationalgalerie eröffnet.

Noch am Donnerstag sei er auf dem Dach der Nationalgalerie gewesen, wo er am Samstag bei einem seiner berühmten "Sky Events" drei große, aufblasbare Skulpturen aufsteigen lassen wollte, sagte der Sprecher der Zero Foundation. Piene sei "sehr glücklich und zufrieden" über seine Ausstellung in Berlin gewesen". Während einer Taxi-Fahrt gegen Mittag sei der Künstler friedlich gestorben.

Otto Piene hat auch das größte Montankunstwerk der Welt entworfen. Auf der Halde Rheinpreußen in Moers steht das
Otto Piene hat auch das größte Montankunstwerk der Welt entworfen. Auf der Halde Rheinpreußen in Moers steht das "Geleucht", eine überdimensionale Grubenlampe. © Heiko Kempken

Charakteristisch für Piene waren Rauchgemälde, Feuerbilder, Lichtinstallationen und aufblasbare Himmelsskulpturen. Die Neue Nationalgalerie und die Kunsthalle der Deutschen Bank zeigen seit Donnerstag Werke Pienes unter dem Titel "Otto Piene. More Sky". Im August plante Piene auch in Düsseldorf ein "Sky Event".

In Düsseldorf die ZERO-Gruppe gebildet

Piene hatte mit Heinz Mack 1957 in Düsseldorf die Avantgarde-Gruppe ZERO gebildet, die einen Neuanfang der zeitgenössischen Kunst wollte. Später schloss sich Günther Uecker der Gruppe an. Durch die ZERO-Gruppe betrat Deutschland nach dem Krieg in der Kunst wieder das internationale Parkett.

Piene ging bereits Mitte der 70er Jahre in die USA, wo er an der Hochschule für technologische Forschung und Lehre, dem Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) in Boston 20 Jahre ein Medienlabor für künstlerisch-optische Experimente leitete.

Der Berliner Ausstellungskurator Joachim Jäger hatte Piene bei der Ausstellungseröffnung einen "der großen Kunsterneuerer des 20. Jahrhunderts" genannt. Pienes Kunst erinnere an die künstlerische Aufbruchzeit der 1960er und 1970er Jahr, an die Visionen, Hoffnungen und Taten einer Generation, für die Piene stellvertretend stehe. "Eine Generation, die sich von der Malerei verabschiedet hat, um andere Dinge zu tun, um andere Felder in der Kunst zu öffnen." Für Oktober plant auch das New Yorker Guggenheim Museum eine große ZERO-Ausstellung.

Pendeln zwischen Amerika und Düsseldorf

Piene und seine Frau pendelten zwischen ihrer Farm in den USA und Düsseldorf. Geboren wurde Piene am 28. April 1928 in Bad Laasphe, er wuchs in der ostwestfälischen Kleinstadt Lübbecke auf. Er studierte Kunst und Philosophie in München, Düsseldorf und Köln. Berühmt ist der riesige Plastikregenbogen, den der mehrfache Documenta-Teilnehmer bei den Olympischen Spielen in München 1972 in den Himmel steigen ließ. Als Landmarke für die Halde Rheinpreußen in Moers hat Piene zudem "Das Geleucht" entworfen - eine überdimensionale Grubenlampe, die das größte Montankunstwerk der Welt ist. (dpa)