Hagen. . Barbara Yelin erzählt in ihrem Comic-Roman „Irmina“ meisterhaft von einem ungewöhnlichen Frauenschicksal im Dritten Reich. Lesung live in Hagen.

Was machte Menschen in der Nazizeit zu Mitläufern eines Regimes, dessen mörderische Züge sich immer deutlicher zeigten? Dies ist eine der zentralen Fragen in Barbara Yelins Graphic-Novel „Irmina“. Allerdings versucht die Münchener Zeichnerin und Autorin nicht, eine allgemeingültige Erklärung zu liefern, sondern macht ihre Erzählung an einem einzelnen Frauenschicksal fest.

Irmina ist im Jahr 1934 eine selbstbewusste und weltoffene junge Frau, die lieber selbst die Welt erobern möchte als sich in Rollenbilder zu fügen. In London macht sie eine Ausbildung, verliebt sich dort in den farbigen Austauschstudenten Howard, der von der Karibikinsel Barbados stammt. In den wenigen glücklichen Momenten in Großbritannien scheint der jungen Frau die Welt offen zu stehen, bis die angespannte Lage zwischen England und Nazideutschland die Unterstützungszahlungen der Eltern unmöglich macht.

Es führt kein Weg zurück nach London

Als sie zurückkehren muss nach Deutschland, wird immer deutlicher, wie sehr die Nationalsozialisten die Bevölkerung schon im Klammergriff haben. Und während Irmina zunächst noch widerstrebt und darauf hofft, wieder nach London zu können, so sehr zwingen die äußeren Umstände und eine private Enttäuschung sie, in Berlin zu bleiben.

Das flüchtige Glück in London und die Schrecken des Krieges in Berlin, beides findet sich auf dem Cover von „Irmina“.
Das flüchtige Glück in London und die Schrecken des Krieges in Berlin, beides findet sich auf dem Cover von „Irmina“. © Reprodukt Verlag/Barbara Yelin

Barbara Yelin skizziert meisterhaft in aquarellierten Bleistiftzeichnungen Schritt für Schritt, wie aus der einstigen Rebellin die Ehefrau eines Nazi-Architekten wird, die auch dann wegschaut, als die Verfolgung der Juden und die Mordtaten des Regimes offenbar werden.

Hintergründe zur Entstehung des Comics

Am kommenden Mittwoch ist Barbara Yelin zu gast bei einer Lesung im Comic-Centrum in Hagen. „Ich habe den Comic in die einzelnen Bilder aufgeteilt wie bei einer Bilderserie. Und dann erzähle ich dazu etwas und lese die Dialoge teilweise auch mit. Man erfährt auch eine Menge über die Entstehung des Buches und über die Hintergründe, sowohl historisch als auch privat.“ Denn auch wenn es sich um einen Comicroman und nicht um eine Biografie handelt, geht die Figur der Irmina zurück auf Briefe und Tagebücher von Yelins Großmutter.

  • Barbara Yelin: Irmina. Reprodukt, 300 Seiten, 39 €. Lesung: 11. Februar, 19 Uhr, Comic-Centrum Hagen, Spinngasse 5