Essen. . Lange herbeigesehnt, endlich auf Knopfdruck zu haben: Die Kunstszene des Ruhrgebiets auf einer Website. Jetzt wurde www.kunstgebiet.ruhr vorgestellt.
20 Kunstmuseen, dutzende Galerien, hunderte von Künstlern, tausende von Kunstwerken im öffentlichen Raum, etliche Künstlerhäuser und Akademien – das Revier hat ein gewaltiges Potenzial in Sachen Kunst, aber keinen Überblick. Den verschafft ab sofort eine neue Internet-Seite: www.kunstgebiet.ruhr bietet nicht nur das gesamte Ausstellungsprogramm der Region unter einer Adresse, sondern viel mehr: Eine Auflistung aller (ehemals) aktiven Künstler im Ruhrgebiet, eine (noch sehr übersichtliche) Übersicht der Kunstmessen zwischen Hamm und Moers sowie eine Chronik von Kunst und Kultur im Revier seit 1840 (dass etwa mit Utermann in Dortmund 1853 die erste Kunstgalerie des Reviers öffnete, weiß ja auch nicht mehr jeder).
Aktualisierung und Kunst-Blog
Das attraktivste Angebot des digitalen Kunstführers und -nachschlagewerks aber dürften die eigens ausgearbeiteten Kunst-Touren durchs Revier sein, die jeweils zwei bis vier Stunden dauern. Es gibt jeweils Routen für Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck/Bottrop und Recklinghausen/Marl, aber auch thematisch aufgebaute Strecken wie eine Haldentour, eine zur Stahlkunst, eine Nachttour zur Lichtkunst, Tagtouren zu den Landmarken oder den Skulpturen, eine Tier-Tour sowie eine Route unter dem Motto „Kunst & Kohle“, die von Otto Pienes „Geleucht“ auf der Moerser Rheinpreussen-Halde bis zum „Glückauf“-Faulturm mit den Bergarbeiter-Protesten von Silke Wagner in Herne führt.
An dieser Stelle hat sich der Förderer des Projekts verwirklicht, denn es handelt sich um eines der ersten Projekte der vergleichsweise noch jungen RAG-Stiftung (Vorstandsvorsitzender: Werner Müller), die sich hauptsächlich um die Abwicklung des Ruhrbergbaus und um dessen „Ewigkeitskosten“ kümmert.
„Ich dachte, sowas gäbe es längst“
Der einstige Bundeswirtschaftsminister, RAG-Chef und heutige Ruhrgrande Werner Müller musste von der Sinnhaftigkeit eines solchen Unternehmens gar nicht lange überzeugt werden, im Gegenteil: „Ich dachte, so etwas gäbe es schon längst“, lächelte Müller bei der gestrigen Freischaltung der Internet-Seite im Essener Museum Folkwang, „Kunst wird damit schließlich greifbarer und erlebbarer“. Und so konnten sich die Entwickler der Essener Firma at digital vor einem Jahr ans Werk machen. Dass die Seite von der RAG-Stiftung gefördert wird, hat zur angenehmen Folge, dass mit ihr keine kommerziellen Interessen verfolgt werden. Sie wird auch nicht auf dem jetzigen Stand eingefroren bleiben, sondern immer weiter vervollständigt, unter anderem durch ein aktuelles Blog der Hattinger Kunsthistorikerin Claudia Posca.
Kunstfreund Müller hält kunstgebiet.ruhr nicht nur an regnerischen Sonntagvormittagen für nützlich (zumal sie auch eine eigene Abteilung Kunst und Kinder bietet, die allerdings auch für Erwachsene interessant sein kann), weil sie nicht nur „Aktionen und Termine“ bietet, sondern auch die prominentesten Werke im Revier erklärt und auch, wie Farben wirken. Außerdem umfasst die Seite ein „Schwarzes Brett“, über das etwa Atelierräume, Ausschreibungen und Stipendien an Künstler vermittelt werden sollen.