Essen-Stoppenberg. „Zollverein - das Quartier“ soll die Menschen aus der Nachbarschaft von Zollverein stärker einbinden. So will die Projektleiterin das umsetzen.
Die Diplom-Pädagogin Barbara Leppelt (50) ist neue Nachbarschafts-Managerin auf Zollverein. Sie hat ihr Amt als Leiterin des Projekts „Zollverein – das Quartier“ zwar bereits im Frühjahr 2021 angetreten, doch jetzt, da sich die Lage nach Corona zu stabilisieren scheint, sollen auch wieder Veranstaltungen möglich sein.
„Zollverein - das Quartier“ folgt dem Projekt „Zollverein - Mittendrin“, das von 2012 bis 2019 die Aufgabe hatte, die Menschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Zollverein stärker einzubinden. Die Stärkung der Nachbarschaft zwischen dem Weltkulturerbe und den Menschen im Stadtbezirk VI ist auch weiterhin das wichtigste Anliegen von Barbara Leppelt.
Nutzung des Zollverein-Geländes in Essen
„Ich schaffe Raum für Begegnung, Austausch ist für mich das Primäre“, sagt die gebürtige Essenerin. Sie ist eine heimatverbundene Überzeugungstäterin und hegt keinen Zweifel daran, dass es gelingen kann, Zollverein stärker mit seinem direkten nachbarschaftlichen Umfeld zu verbinden. „In den 90er-Jahren war ich als junge Studentin in einer Gruppe mit einem frisch gegründeten Verein das erste Mal auf dem noch unerschlossenen Zollverein-Gelände. Schon damals haben wir uns intensiv für die zukünftige Nutzung vor allem der Kohlenwäsche und des gesamten Geländes interessiert.“ Sie sei stark beeindruckt gewesen, mit welch enormer Kraft die Natur sich zum Teil bereits ihren Raum zurückerobert hatte.
An diese ganz frühen Erinnerungen an Zollverein schließen sich ihre positiven Erlebnisse aus den ersten eineinhalb Jahren ihrer Tätigkeit an. Barbara Leppelt komme unkompliziert und zügig in persönlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht mit den Menschen im Bezirk, welche sehr offen für eine direkte Ansprache und begeisterungsfähig für gemeinschaftliche Aktivitäten seien. Neben dem unmittelbaren Dialog mit Anwohnerinnen und Anwohnern sucht sie regelmäßig Arbeitsgruppen in den drei Stadtteilen auf; zum Beispiel den Arbeitskreis Kunst und Soziales, die Sozialraumkonferenz und die Lenkungsgruppe Katernberg.
Welterbe Zollverein für Kinder und Jugendliche öffnen
Barbara Leppelt war früher in der Verlagsbranche tätig, dann im Stiftungswesen. Auf Zollverein sei nun eines ihrer Ziele, das Welterbe vor allem für junge Menschen, das heißt insbesondere Kinder und Jugendliche weiter zu öffnen: „Ich möchte, dass junge Menschen den Raum Welterbe für sich selbst entdecken, als Teil ihres eigenen Lebensraums begreifen und ihn ausdrücklich auf eigene Art und Weise vereinnahmen.“ Insgesamt betrachtet Barbara Leppelt „Zollverein - Das Quartier“ jedoch als eine Daueraufgabe im Prozess, die ergebnisoffen angelegt ist.
Zum Autor
Jonas Wingarz ist Student des Masterstudiengangs „Geschichtspraxis Interkulturell“ an der Uni Duisburg-Essen. Zum Studiengang gehört eine Praxisphase, in der Studierende in Kooperation mit unserer Redaktion ein journalistisches Thema recherchieren, aufbereiten und verfassen können.
Infos zum Studiengang: www.uni-due.de/studienangebote/studiengang.php?id=171
Als aktuelles Teilprojekt für junge Menschen öffnet seit Anfang Mai jeden Freitag von 18 bis 20 Uhr die „Kunstkaue“, eine Kreativwerkstatt in Halle 10. Gemeinsam mit Kursleiterin Lavin, einer 17-jährigen Poetryslammerin aus Stoppenberg, können sich dort Jugendliche ab 13 Jahren an verschiedenen Materialien, Mal- und Gestaltungstechniken ausprobieren. Es wird gezeichnet, gemalt und geformt. Laut Leppelt entstehe gerade so mitten auf dem Welterbe ein Ort, an dem sich junge Kreative in ungezwungener Atmosphäre austauschen und entfalten können.
Neue Formate auf Zeche Zollverein
An alle Altersgruppen hingegen richtet sich das neueste Format auf dem Welterbe: „Auf einen Çay“ – so nennt sich die Gesprächsreihe auf Zollverein, bei der sich in Halle 10 Menschen aus dem Quartier und darüber hinaus zu einem internationalen Erzählcafé treffen. Und alle können mitreden. Die Reihe ist Begleitprogramm zur aktuellen Foto-Ausstellung „Mustafas Traum. Fotografien von Henning Christoph zum türkischen Leben in Deutschland“.
Von drei Grundsätzen will Barbara Leppelt ihre tägliche Arbeit leiten lassen: „Zuhören, authentisch sein und einen wertschätzenden Umgang mit allen Menschen pflegen.“