Washington. US-Präsident Biden verlangt in Basta-Manier ein Ende der Debatte über seine Kandidatur. Kann er die Demokraten von sich überzeugen?

Es ist ein Akt fast in Gerhard Schröders Basta-Manier: Bevor die Rufe nach einem Rücktritt aus den eigenen Reihen lauter werden, hat sich US-Präsident Joe Biden am Montag mit einer unmissverständlichen Ansage vor die Welle gesetzt und ihm gegenüber unfreundlichen eingestellten Demokraten den Fehdehandschuh hingeworfen. Im Gespräch mit dem TV-Sender MSNBC rief der 81-Jährige Parteifreunde, die nach dem geistesabwesenden Auftritt beim TV-Duell mit Donald Trump seinen Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur fordern, dazu auf, ihn auf dem Parteitag Mitte August in Chicago herauszufordern.

Er, so untermauerte er in einem Brief an die Demokraten im Kongress, werde nicht weichen. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich trotz aller Spekulationen in der Presse und anderswo fest entschlossen bin, in diesem Rennen zu bleiben, es bis zum Ende durchzuziehen und Donald Trump zu schlagen.”

Biden ließ seinen Unmut darüber erkennen, dass zwölf Tage nach dem Duell mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten noch immer über seine politische Zukunft gestritten werde. Er forderte ein Ende der Debatte. Die Frage, wie die Demokraten weitermachen sollen, sei ausreichend debattiert worden. Ihn frustriere es, dass „Partei-Eliten” weiter den Versuch unternähmen, ihn aus dem Rennen zu drängen.

Trotz aller Kritik: US-Präsident Joe Biden hält an seiner Kandidatur für eine zweite Amtszeit fest.
Trotz aller Kritik: US-Präsident Joe Biden hält an seiner Kandidatur für eine zweite Amtszeit fest. © DPA Images | Manuel Balce Ceneta

Ex-Rivale Bernie Sanders springt Biden bei: Er hat das richtige Programm

Biden hat nach den Vorwahlen fast alle der rund 4000 Delegierten für den Nominierungsparteitag sicher. Obwohl ihn laut Umfragen fast 80 Prozent der Amerikaner für zu alt halten, um eine zweite Amtszeit zu absolvieren, bekräftigte der frühere Senator und Vize-Präsident, er sei „der beste Bewerber“, um Donald Trump zu besiegen.

Bisher haben erst zehn demokratische Abgeordnete im Repräsentantenhaus öffentlich den Daumen über Biden gesenkt; es gibt 213. Von den rund 50 Senatoren hat sich noch niemand offiziell abschlägig geäußert. Inoffiziell haben rund zwei Dutzend Parlamentarier aber Skepsis geäußert, ob der 81-Jährige der richtige Mann für die Wahlen 2024 ist.

Dagegen kam vom ehemaligen Biden-Rivalen Bernie Sanders eine flammende Verteidigungsrede. Tenor: Biden hat eine hervorragende Bilanz vorzuweisen und das richtige Programm für die Zukunft. Im Vergleich zum verurteilten Straftäter Donald Trump, der Amerika zur Autokratie ummodeln wolle, sei eine vermasselte TV-Debatte irrelevant.