50-jähriger Lüdenscheider erhängt sich in Zelle der JVA-Hagen

Lüdenscheid.

Der gebürtige Lüdenscheider (50), der sich seit dem 24. Oktober vor dem Hagener Amtsgericht unter anderem wegen eines Angriffs auf eine Polizeiwache verantworten muss, wird nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können: Er nahm sich in der Justizvollzugsanstalt Hagen das Leben. Der Richter klappte nach zwei Prozesstagen den Aktendeckel endgültig zu.

Wie die Gefängnisleitung bekanntgab, wurde der Untersuchungsgefangene am frühen Sonntagmorgen in seinem Einzelhaftraum mit einem Gürtel erhängt aufgefunden. Die Ermittlungsbehörden gehen von einem Selbstmord aus. Ein Obduktionstermin sei anberaumt. Der gebürtige Lüdenscheider befand sich unter anderem wegen des Verdachts auf Widerstand und Körperverletzung seit dem 18. August in Untersuchungshaft.

Die Liste seiner mutmaßlichen Verfehlungen war lang: Ein Attentat auf eine Polizeiwache mit Verwüstung, 13 Drohanrufe gegen Polizisten, mehrere Angriffe gegen Beamte mit einer ätzenden Flüssigkeit sowie Zechprellereien in einer Kneipe am Bräuckenkreuz.

Keine Hinweise auf Selbsttötungsabsicht

In Untersuchungshaft galt der Mann hingegen als „freundlich und unauffällig“. Es gab keinerlei Hinweise auf eine Selbsttötungsabsicht – sonst hätte man ihn mit anderen Gefangenen zusammengelegt, erklärte der Leiter für Sicherheit und Ordnung der Justizvollzugsanstalt Hagen, Schmale. Auch würden Gürtel im Vollzugsalltag nicht als besondere Gefahr eingestuft: „Die landesweit gültige Bekleidungsverordnung lässt Ledergürtel ausdrücklich zu.“

Richter klappt den Aktendeckel endgültig zu

Für Verteidiger Reinhold Heitkötter (Hagen) kam der Freitod seines Mandanten völlig überraschend: „Zwar wirkte er durch die Untersuchungshaft etwas angeschlagen, sah schlecht aus und konnte schlecht schlafen, aber das ist in einer solchen Situation nichts Unnormales.“ Der gebürtige Lüdenscheider hatte 22 Vorstrafen und galt als „hafterfahren“. Richter Michael Brass, der bereits zwei Prozesstage verhandelt hatte, informierte alle Prozessbeteiligten -- und klappte dann die Aktendeckel für immer zu.