Sydney. . Australischen Herzchirurgen ist eine Sensation gelungen: Sie konnten ein bereits totes Herz wiederbeleben und in die Brust eines Patienten verpflanzen. Das gibt Medizinern ganz neue Möglichkeiten - und Patienten neue Hoffnung: Transplantationen könnten jetzt viel einfacher und schneller werden.

Manchmal ist es nur ein harmloser grippaler Infekt, der nicht richtig auskuriert wurde – und plötzlich macht das Herz schlapp. Längst nicht immer können Medikamente das Schlimmste verhindern. Wird das Herz massiv geschädigt, benötigen sogar Menschen, die noch eben mitten im Leben standen, ein neues Herz. Doch die Warteliste ist lang. Hunderttausende warten weltweit auf ein Spenderherz.

Jetzt ist australischen Ärzten etwas gelungen, das sie als „medizinische Sensation“ feiern: Sie haben tote Herzen verpflanzt. Ihre Hoffnung: Mit dem neuen Verfahren könnten sie bis zu 30 Prozent mehr Patienten retten. Zur Zeit muss zwischen der Diagnose „Hirntod“ und der Transplantation so wenig Zeit wie möglich verstrichen sein. Das zu transplantierende Herz muss noch schlagen, so sagen Mediziner. Doch durch die neue Methode hätten die Ärzte erstmals größeren Spielraum, sagen die Chirurgen vom St.-Vincent-Hospital in Sydney.

Hier entnommen, ganz woanders wieder verpflanzt

Australische Medien berichten übereinstimmend über die neue Operationsmethode. Euphorisch schildern sie, wie tote Herzen wieder zum Schlagen gebracht und den Kranken implantiert wurden. „Zum ersten Mal auf der Welt ist dies von einem entfernten Krankenhaus aus gelungen“, sagte der Direktor der Transplantationseinheit der St. Vincent Klinik in Sydney, Peter MacDonald laut Medienberichten. Bisher muss die Organentnahme und -verpflanzung in der gleichen Klinik durchgeführt werden.

In drei Fällen gelang es den Experten, „tote“ Herzen wiederzubeleben, in einer speziellen Lösung am Schlagen zu halten und nach einem langen Transport den Patienten einzusetzen. Die erste Patientin wurde vor wenigen Monaten operiert. Es ist Michelle Gribilas, die vor der Operation weniger als 100 Meter laufen konnte. „Jetzt gehe ich jeden Tag drei Kilometer“, sagt die 57-Jährige gegenüber der australischen „Daily Mail“.

Der dreifache Vater fühlt sich fantastisch

Ebenfalls fantastisch fühlt sich der dreifache Vater Jan Damen. Der 43 Jahre alte Mann und ein weiterer Herzpatient erholen sich derzeit von ihren Eingriffen. Das berichtet „news.com.au“.

20 Jahre wurde an dem Verfahren in Australien geforscht, gemeinsam mit dem Victor Chang Cardiac Research Institute, das die Herz-Lösung entwickelt hat.

Herzen werden an künstlichen Kreislauf angeschlossen

MacDonalds Team nutzte eine neue Technik: Die Herzen, die maximal 20 Minuten aufgehört haben zu schlagen, werden nach der Entnahme in eine tragbare Maschine mit einer Speziallösung gelegt. Sie werden an einen neutralen Kreislauf angeschlossen und wieder zum Schlagen gebracht, bis sie wieder eingesetzt werden. Die Maschine wird auch „Herz in der Box“ genannt. (pek)