Frankfurt/Main. Bis zu 50 Betten für Ebola-Patienten gibt es in Deutschland. Doch diese Zahl steht nur auf dem Papier, wie erste Erfahrungen zeigen. Um einen Patienten adäquat zu versorgen, seien mehr als 30 speziell geschulte Mitarbeiter pro Tag nötig, so der Leiter des Stadtgesundheitsamtes in Frankfurt.
Hohe Kosten, knappes Fachpersonal: In Deutschland können weniger Ebola-Patienten aufgenommen werden als gedacht. Zwar gibt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts sieben Behandlungszentren mit zusammen 47 Isolierbetten. Die Zahl der Ebola-Infizierten, die dort gleichzeitig behandelt werden könnten, ist allerdings deutlich geringer, wie die Kliniken jetzt bestätigten.
Auch Tropenmediziner August Stich (Würzburg) hatte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa darauf hingewiesen, dass derzeit nur etwa zehn Betten für Ebola-Patienten in Deutschland gleichzeitig einsetzbar seien. Er ist Sprecher des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren.
Drei der sieben Kompetenz- und Behandlungszentren hatten bereits mit dem hochgefährlichen Virus zu tun: Hamburg, Leipzig und Frankfurt. Mediziner, die dort arbeiten, berichteten nun auf einer Fachtagung davon, dass pro Zentrum maximal zwei Fälle behandelbar wären. "Keinesfalls mehr", wie Bernhard Ruf betonte, Chef der Infektiologie am Klinikum St. Georg in Leipzig. Dort wurde ein UN-Mitarbeiter aus dem Sudan behandelt, der nicht gerettet werden konnte.
Arzt aus Uganda wird in Frankfurt behandelt
Ähnlich sieht das Stefan Schmiedel von der Bernhard-Nocht-Klinik in Hamburg. Dort wurde ein Mann aus dem Senegal geheilt, der sich in einem Labor in Sierra Leone angesteckt hatte. "Wir waren erschlagen davon, was an Kosten und Personal nötig war, um die Betreuung eines einzelnen Patienten sicherzustellen", berichtete er. Auch Schmiedel geht davon aus, dass in der Hansestadt "zwei, maximal drei derart schwer kranke Patienten" behandelt werden können.
Deutschland sei auf die Aufnahme von bis zu 50 Ebola-Patienten vorbereitet, hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Mitte Oktober gesagt. Damit liege man "deutlich über dem, was alle unsere Nachbarn hier vorhalten".
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"Das ist theoretisch möglich, aber praktisch nur schwer durchführbar", sagte Timo Wolf vom Uniklinikum Frankfurt, wo derzeit der einzige Ebola-Patient Deutschlands betreut wird. Der Arzt aus Uganda, der sich in Sierra Leone angesteckt hatte, liegt seit dem 3. Oktober auf der Sonderisolierstation. Zwar gibt es dort sechs Betten, "aber der limitierende Faktor ist das Personal".
Patienten kommen auf Bitten der WHO nach Deutschland
Mehr als 30 speziell geschulte Mitarbeiter pro Tag seien nötig, um einen Patienten zu versorgen, so der Leiter des Stadtgesundheitsamts, René Gottschalk. Der Kranke werde permanent von mindestens einem Arzt und einem Pfleger betreut. In den Schutzanzügen könne man nur kurz arbeiten, An- und Auskleiden dauerten lange. Wegen der Ansteckungsgefahr müssen Mitarbeiter dafür besonders trainiert sein.
In Frankfurt gibt es sechs Betten auf der Sonderisolierstation. Davon seien nur zwei für "intensivpflichtige" Patienten verfügbar. In vier könnten Patienten behandelt werden, die zwar isoliert werden müssen, aber nicht auf die Ausstattung einer Intensivstation angewiesen sind.
Die Ebola-Patienten, die in Deutschland behandelt werden, kommen auf Bitten der Weltgesundheitsorganisation nach Deutschland. Dass man sie abweist, sei "nicht vertretbar", sagte Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts. Die Menschen hätten ihr Leben riskiert, um Ebola in Westafrika zu bekämpfen. Bis zum 22. Oktober lagen laut Burger aber keine Bitten um weitere Aufnahmen vor. (dpa)