Berlin. Kurz vor dem Ärztetag schlagen die Mediziner Alarm. Fließt bald nicht mehr Geld, dann droht Krankenhäusern in bevölkerungsarmen Gegenden das Aus. Beobachter erwarten, dass Ärzteschaft und Regierung Einigkeit demonstrieren. Es ist unter anderem eine Stiftung für eine bessere Ausbildung im Gespräch.
Deutschlands Ärzteschaft pocht auf mehr Geld für kleine Krankenhäuser auf dem Land, für die ärztliche Weiterbildung und für Haftungsrisiken in der Geburtshilfe. Das machte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery vor dem 117. Deutschen Ärztetag kommende Woche in Düsseldorf deutlich.
So müssten Investitionszuschläge für Kliniken fließen, die für die wohnortnahe Versorgung in der Fläche gebraucht würden, sagte der Ärztepräsident am Mittwoch in Berlin. Viele Häuser könnten sich mit den heutigen Bezahlregeln nicht selbst tragen.
Universitätskliniken schreiben häufig rote Zahlen
Aber auch die Hightech-Medizin an den Universitätskliniken leide unter starker Geldnot. "Über die Hälfte der Universitätsklinika schreibt rote Zahlen", mahnte Montgomery. Bei den an diesem Montag startenden Bund-Länder-Verhandlungen über eine große Klinikreform seien zunächst vor allem die Länder gefordert: Sie kämen ihrer Verpflichtung zur Finanzierung in Gebäude und Geräte nicht ausreichend nach.
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Anders als die Deutsche Krankenhausgesellschaft kündigte Montgomery an, den Plan der Koalition mitzutragen, Kliniken künftig stärker nach Behandlungserfolg zu bezahlen. Nötig sei aber, dass das geplante Qualitätsinstitut, das die Güte der Häuser und ihrer Abteilungen messen soll, auch von der Ärzteschaft mitgesteuert wird. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass eine reine Verwaltungsbehörde herauskomme.
Ärzte in der Geburtshilfe sollten mit staatlichen Mitteln vor Haftungsrisiken im Fall von Folgeschäden bei den Kindern geschützt werden. Steigende Haftpflichtprämien seien nicht nur ein Problem von Hebammen.
Ärzte fordern Stiftung für Weiterbildung
Angesichts eines zunehmend drohenden Mangels an niedergelassenen Ärzten forderte Montgomery eine bessere Förderung der Weiterbildung von Medizinabsolventen. Bereits die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatte am Vortag eine Stiftung, gespeist aus Steuer- und Beitragsmitteln, gefordert, um die Weiterbildung zu Allgemein- und anderen Fachärzten in Praxen besser bezahlen zu können. Zehntausende Praxisärzte stünden vor dem Ruhestand.
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Der Ärztetag ist das Parlament der Bundesärztekammer mit vielen standesrechtlichen Beschlüssen. Zudem dient er der Ärzteschaft zur gesundheitspolitischen Positionierung. Zur Eröffnung am kommenden Dienstag wird auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erwartet. (dpa)