Essen/Düsseldorf. . Die Ursachen von Kurzsichtigkeit und roten Augen müssen genau diagnostiziert werden. Augenärzte warnen: Der ständige Blick auf das Smartphone und auf Computer-Bildschirme kann das Risiko, kurzsichtig zu werden, begünstigen. Sie empfehlen, sich möglichst viel im Freien zu bewegen.
Augenärzte müssen genau hinschauen: Feinste Details sind wichtig, um die Entscheidung für die richtige Therapie zu treffen – damit Patienten weiterhin gut sehen können. Daher trug das 14. Treffen von Experten jüngst im Düsseldorfer Congress Center den Titel „Therapieentscheidungen in der Augenheilkunde“. Mehr als 5000 Mediziner aus ganz Deutschland fanden sich zusammen und sprachen unter anderem über die Gründe, die dazu führen, dass ein Mensch kurzsichtig wird, und über die vielen möglichen Ursachen eines roten Auges.
Das Auge ist wie eine Kamera – mit der Pupille als Blende, die sich öffnet und durch die Linse ein Bild auf die Netzhaut projiziert, wo es idealerweise scharf gesehen wird. Doch bei immer mehr Menschen funktioniert dieser Mechanismus nicht richtig, sie haben einen Sehfehler. In einer aktuellen Analyse, der sogenannten Gutenberg-Gesundheitsstudie des Universitätsklinikums Mainz, wurden mehr als 15.000 Personen untersucht.
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„Die ersten Ergebnisse zeigen, dass 86,4 Prozent der Bevölkerung zwischen 35 und 74 Jahren Brillenträger sind. 35,1 Prozent der Untersuchten sind kurzsichtig, 31,8 Prozent weitsichtig und bei 32,3 Prozent liegt zusätzlich eine Stabsichtigkeit (Astigmatismus, ,Hornhautverkrümmung‘, Anm. d. Red.) vor“, sagt Professor Norbert Pfeiffer von der Mainzer Uni-Augenklinik.
Grund ist auch der Blick ins Smartphone
Bei einem kurzsichtigen Menschen ist der Augapfel „zu lang“ im Verhältnis zur Brechkraft von Hornhaut und Linse. Die Folge ist, dass weit entfernte Objekte unscharf auf der Netzhaut abgebildet werden, Gegenstände in der Nähe dagegen scharf. Zu den Gründen für eine solche Myopie (Kurzsichtigkeit) zählt eine genetische Veranlagung. Die Gutenberg-Studie belegt aber auch die Bedeutung von Umwelteinflüssen, die sich schon in Tests gezeigt haben.
Norbert Pfeiffer erklärt: „Wer im Kindes- und jungen Erwachsenenalter über Jahre hinweg viel liest, hat ein höheres Risiko, kurzsichtig zu werden.“ Er befürchtet, dass der Trend zum kontinuierlichen Blick auf die Bildschirme von Computern und Smartphones dazu führen könnte, dass es künftig noch mehr kurzsichtige Menschen in der Gesellschaft gibt.
Hilfreich: im Freien sein
Mehrere Untersuchungen belegen aber auch, dass Kurzsichtige sich selbst etwas Gutes tun können, indem sie sich viel im Freien aufhalten. Denn dabei schaut das Auge meist in die Ferne, nicht auf Dinge oder Gegenstände in der Nähe. Professor Pfeiffer: „Mindestens 15 Stunden pro Woche draußen zu sein ist ratsam. Zugleich sollten die Augen weniger als 30 Stunden wöchentlich mit Naharbeit – dazu zählen das Lesen, Fernsehen und die Beschäftigung mit Computern und Smartphones – belastet werden.“ Kurzsichtigkeit lässt sich allerdings nicht heilen, nur mithilfe von Sehhilfen wie extra angepassten Brillen korrigieren. Medikamente mit dem Wirkstoff Atropin haben nach Worten des Experten starke Nebenwirkungen wie eine Blendungsempfindlichkeit. Der Erfolg sei hingegen gering.
Rotes Auge – viele Ursachen
Wenn sie mit einem roten Auge in die Arztpraxis kommen, erwarten viele Patienten für die Behandlung eine Art Kochrezept. Eine einfache Therapie gibt es aber nicht. Denn das Auge reagiert auf eine Vielzahl von Ursachen damit, dass sich Gefäße der Bindehaut erweitern und es dadurch rot wirkt. Die Gründe für diesen Effekt sind nach Worten von Professor Thomas Reinhard von der Uni-Augenklinik Freiburg nicht immer so harmlos wie eine schlichte Bindehautentzündung. „Es bedarf geradezu bilderbuchmäßig einer ordentlichen Diagnose“, sagt Reinhard. Er rät, sofort zum Arzt zu gehen: Selbst ein leicht gerötetes Auge müsse schnellstmöglich durch ein spezielles Mikroskop, die Spaltlampe, betrachtet werden. Zuweilen seien auch Spezialtests notwendig, um Erkrankungen festzustellen.
Bleibende Schäden drohen
Werden Verletzungen, Infektionen oder Entzündungen, die ein rotes Auge verursachen können, nicht behandelt, dann drohen laut Thomas Reinhard bleibende Schäden. Verletzungen durch stumpfe oder scharfe Gegenstände wie eine Nadelspitze können dazu führen, dass das Auge erblindet.
Der Mediziner nennt einen weiteren wichtigen Grund für eine zunächst harmlos erscheinende Rötung: Eine Infektion durch Bakterien betrifft häufig Träger von Kontaktlinsen, die beim Einsetzen oder Herausnehmen der Linsen nicht genügend auf Hygiene achten. Reinhard spricht von Erregern, die die Hornhaut eitrig einschmelzen lassen können. Werden in solchen Fällen nicht zügig hochwirksame Antibiotika eingesetzt, kann im schlimmsten Fall sogar eine Hornhauttransplantation notwendig werden.
Augensalben mit Virustatika
Wenn dem Augenarzt auffällt, dass an der Bindehaut des Unterlides die oberste Zellschicht abgestorben ist, weiß er: Hier handelt es sich um eine Infektion mit Viren. Uni-Professor Reinhard: „Gerade bei Kindern kann sie Anzeichen für eine Erstinfektion mit Herpes-simplex-Viren sein. Hier mit Antibiotika zu behandeln, wäre der vollkommen falsche Weg.“ Eine Augensalbe oder Augentropfen mit sogenannten Virustatika (Wirkstoffe, die die Vermehrung von Viren hemmen) seien erforderlich, um die Beschwerden zu lindern und für die Zukunft ein Wiederaufblühen der Infektion möglichst zu verhindern.