Duisburg. Juckreiz und Hautrötungen können Hinweise auf eine Kontaktallergie geben. Denn im Gegensatz zu einer Pollenallergie äußert sich eine solche Allergie nicht sofort. Vor allem auf Nickel reagieren die meisten Menschen allergisch. Duft- und Farbstoffe können ebenfalls allergische Reaktionen hervorrufen.
Die neue Jeans sitzt perfekt. Doch auf einmal macht sich ein Jucken auf dem Bauch bemerkbar - genau da, wo sich der Knopf befindet. Nach jedem Tragen wird es schlimmer, die gerötete Haut scheint sich nicht mehr beruhigen zu wollen. Hinter den Beschwerden kann einen Kontaktallergie stecken, denn in Jeansknöpfen ist meist Nickel enthalten - ein Material, das vielen Menschen zu schaffen macht.
"Eine Kontaktallergie ist eine allergische Reaktion der Haut auf Stoffe, die direkt auf die Haut kommen", sagt Arno Köllner vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Anders als eine Pollenallergie äußert sie sich nicht sofort. "Zwischen Stunden und Tagen" dauere es, wie der in Duisburg niedergelassene Hautarzt sagt. Mediziner sprechen daher von einer Spättyp-Allergie.
"Sensibilisierung muss stattfinden"
"Zunächst muss durch Kontakt zwischen dem Allergen und der Haut eine Sensibilisierung stattfinden", erläutert Elsbeth Oestmann vom Allergie-Centrum der Charité in Berlin und Expertin der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF). "Dabei lagert sich das Allergen- oder Allergenteile an bestimmte Zellen, die T-Lymphozyten, im Gewebe an." Dieser Vorgang dauere mehrere Tage.
"Wenn man erneut mit dem Allergen Hautkontakt hat, führen diese aktivierten und sensibilisierten T-Lymphozyten zu einer überschießenden Immunreaktion", ergänzt Oestmann. Es komme zu einer Entzündung der Haut, dem allergischen Kontaktekzem: Die Haut rötet sich, es entstehen Bläschen, hinzu kommt ein starker Juckreiz.
Gefahr eines hronisches Kontaktekzems
Wer dann nicht sofort und dauerhaft den Kontakt mit der allergieauslösenden Substanz meidet, riskiert, dass aus dem akuten ein "ausgesprochen schmerzhaftes" chronisches Kontaktekzem wird, warnt Prof. Thomas Fuchs von der Universitätsmedizin Göttingen und vom Ärzteverband deutscher Allergologen (AeDA). "Die Haut verdickt sich, sie ist stark gerötet und rissig, es juckt unerträglich."
Schon die Symptome einer akuten Kontaktallergie sollten Betroffene zum Hautarzt führen. Dieser verordne in der Regel eine kurze Zeit anzuwendende kortisonhaltige Creme, "damit die Haut schnell abheilt", sagt Oestmann. Wichtig sei, sich bei der Anwendung genau an die Vorgaben des Arztes zu halten.
Hautärzte machen Epikutantest
Um herauszufinden, ob die Entzündung tatsächlich auf einer Kontaktallergie beruht und welcher Stoff der Auslöser ist, wenden Hautärzte den sogenannten Epikutantest an. Dabei werden verdächtige Stoffe in einer speziellen Zubereitung in Testkammern auf die Haut des Patienten aufgebracht. Sie bleiben dort 24 oder 48 Stunden. "Dann schaut der Arzt sofort und mehrere Tage hintereinander nach Veränderungen", erklärt Köllner. Er müsse erkennen, ob es sich nur um eine Reizung oder tatsächlich eine allergische Reaktion handelt.
Ist der Auslöser gefunden, bekommt der Patient einen Allergiepass, in dem die Substanzen vermerkt sind, die er nicht verträgt. Dort ist auch angeben, wo diese Stoffe am häufigsten vorkommen. Dann heißt es: meiden, meiden, meiden. "Viele machen das nicht, weil sie es nicht glauben wollen", hat Fuchs im Klinikalltag beobachtet. Doch eine Alternative gibt es nicht - anders als bei einer Pollenallergie ist keine Immuntherapie (Hyposensibilisierung) möglich. In der Regel bleibt eine Kontaktallergie ein Leben lang bestehen.
Kontaktallergie meist bei Nickel
Nickel ist der häufigste, aber bei weitem nicht der einzige Stoff, auf den viele Menschen allergisch reagieren. Auch sechswertiger Chrom, wie er zum Färben von Leder verwendet wird, kann böse Folgen haben, genauso wie Substanzen in künstlichen Fingernägeln oder Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe in Putzmitteln oder Kosmetika. Naturkosmetik sei keine Alternative, betont Fuchs: Denn auch sie enthält oft Kontaktallergene. "Ich empfehle chemische Produkte ohne Duft- und Konservierungsstoffe, dann sind die Patienten geschützt." (dpa)