Berlin. Haushalt, Job und Kinder: Eine Mischung, die viele Familien und vor allem Mütter zeitweise an den Rand ihrer Kräfte bringt oder sogar krank macht. Oft kann eine Kur helfen. Positive Effekte sind nachgewiesen. Das MGW will nun nicht nur mehr Kuren bewilligen, sondern auch die Tagessätze anheben.
In Deutschland beantragen immer mehr erschöpfte Mütter eine Kur. "Wir haben nach wie vor eine sehr hohe Nachfrage. Die Kurbedürftigkeit vieler Mütter nimmt zu durch ihre Doppel- und Dreifachbelastung", sagte Dagmar Ziegler (SPD), seit November neue Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerkes (MGW), in Berlin. Die Organisation bietet etwa die Hälfte aller derartigen Erholungsangebote in Deutschland an.
Allein beim MGW wurden im ersten Halbjahr 2013 rund 45.000 Anträge gestellt, zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Aber auch die Zahl der bewilligten Kuren stieg um 20 Prozent: Im ersten Halbjahr 2013 traten etwa 24.000 Mütter eine Kur über das Mütter-genesungswerk an. "Das hat sich sehr zum Positiven entwickelt", betonte Ziegler.
Noch Luft nach oben
Etwa jede sechste dieser Mütter hat einen Migrationshintergrund - gut die Hälfte von ihnen stammt aus Osteuropa, ein Viertel aus der Türkei. "Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben", sagt Ziegler.
Bei Vätern und Pflegepersonen, die das erweiterte Angebot des MGW ebenfalls nutzen können, ist jedoch noch Luft nach oben: Bislang sind erst zwei Prozent der Kurenden Väter und nur ein Prozent Pflegende. Seit Jahren untersucht die Medizinische Hochschule Hannover die Wirksamkeit der Kuren. Fazit: Auch mittel- und langfristig sind die positiven Effekte noch deutlich.
Qualitätsgesichertes Therapieangebot kaum zu erhalten
Nachdem die Krankenkassen in Folge der neuen Begutachtungsrichtlinien nun spürbar mehr Kuren bewilligen, will Ziegler als nächstes die Tagessätze in den Blick nehmen. "Während die Kassen im Durchschnitt für eine Reha-Maßnahme über 100 Euro zahlen, sind es bei Mütter-Kuren nur 70 Euro", sagt sie. Ein qualitätsgesichertes Therapieangebot sei so auf Dauer aber kaum zu sichern.
Je nach Bundesland und Einrichtung sind die gezahlten Tagessätze sehr unterschiedlich, denn die Verhandlungen führt jede Einrichtung für sich allein. "Aber jetzt setzt ein Solidarisierungsprozess ein. Die Einrichtungen tauschen sich darüber aus, wie viel die Krankenkassen ihnen zahlen."
Am 31. Januar 1950 gründete Elly Heuss-Knapp, die Frau des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, die nach ihr benannte Stiftung und das Deutsche Müttergenesungswerk. (dpa)