Düsseldorf. “Contergan“ steht für den größten Arzneimittelskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte. Tausende Kinder kamen wegen des Schlafmittels mit Missbildungen an Armen und Beinen zur Welt. Mehr als fünf Jahrzehnte später will Nordrhein-Westfalen das Thema aufarbeiten.

10.000 Kinder kamen wegen des Schlafmittels Contergan mit schweren Missbildungen an Armen und Beinen auf die Welt. Nun will Nordrhein-Westfalen den größten Arzneimittel-Skandal der deutschen Nachkriegsgeschichte aufarbeiten und dabei auch die Rolle der damaligen Landesregierung beleuchten. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) stellt am Dienstag ein Forschungsprojekt mit der Universität Münster vor.

1957 hatte das Aachener Pharmaunternehmen Grünenthal Contergan auf den Markt gebracht. Von den 5000 Betroffenen in Deutschland leben noch 2700.

Die Staatsanwaltschaft hatte 1968 beim Contergan-Prozess kritisiert, Grünenthal habe auf den ersten Verdacht, die Missbildungen könnten damit zusammenhängen, dass Schwangere Contergan genommen hatten, nicht angemessen und nicht schnell genug reagiert. Zu der Zeit regelte das Arzneimittelgesetz in Deutschland im Wesentlichen lediglich, wer Arzneimittel herstellen durfte. Erst im sehr viel ausführlicheren Gesetz von 1978 geht es auch darum, wie Medikamente wieder vom Markt genommen werden. (dpa)