Berlin. Ein Ausflug in die freie Natur konnte im Jahr 2013 seine Tücken haben: Es gab besonders viele Zeckenbisse, bei denen das Virus für Hirnhautentzündung auf Menschen übertragen wurde. Das Robert Koch-Institut fordert mehr Aufklärung und rät besonders in den Risikogebieten zu einer Impfung.
Mit Blick auf die überdurchschnittliche hohe Zahl von Hirn-Erkrankungen nach Zeckenbissen im Jahr 2013 rät das Robert Koch-Institut (RKI) zu einem besseren Impfschutz. "Besonders in Risikogebieten ist mehr Aufklärung nötig. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Impfquoten und Erkrankungszahlen", sagte RKI-Expertin Wiebke Hellenbrand in Berlin.
Für das Jahr 2013 liegen bundesweit bisher rund 400 Meldungen für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) vor. Rund die Hälfte der vom RKI erfassten Patienten erkrankte schwer an einer Entzündung der Hirnhaut oder des Gehirns. Bleibende Schäden können Lähmungen und Konzentrationsschwächen sein.
FSME ist eine meldepflichtige Infektion. Die Infektionszahlen schwanken allerdings von Jahr zu Jahr. "2013 war ein eher starkes Jahr", sagt Hellenbrand. 2012 gab es 195 gemeldete Infektionen, 2011 waren es 424. In den meisten Vorjahren lag die Fallzahl zwischen 200 bis 300 Fällen mit der Ausnahme von 2005 (432) und 2006 (546). Die Gründe für die Schwankungen sind vielfältig. "Es kommt zum Beispiel darauf an, wie aktiv die Herde in der Natur sind", erläuterte Hellenbrand. "So gibt es einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Mäuse, die das wichtigste Wirtstier für die Zeckenlarven und Zeckennymphen sind, und der Zahl der Zecken."
Nicht jede Zeck trägt das FSME-Virus
Auch das Wetter spiele eine Rolle. Sind die Sommer warm und nicht zu trocken, seien das gute Bedingungen für Zecken. Und ein warmer, langer Herbst könne auch zu mehr Zecken im Frühjahr führen. Und je schöner das Wetter, desto mehr Ausflügler zieht es auch in die freie Natur.
Doch längst nicht jede Zecke trägt das FSME-Virus in sich. Warum sich Infektionen in einigen Regionen Deutschlands - vor allem im Süden - so deutlich häufen, ist Forschern noch ein Rätsel. "Es gibt auch Gebiete, aus denen das Virus in den vergangenen Jahrzehnten wieder verschwunden ist", sagt die RKI-Expertin. Dazu gehörten zum Beispiel einige Regionen in Ostdeutschland.
Anders als Borreliose, der zweiten durch Zecken übertragenen Infektion, gibt es bei FSME kein Gegenmittel. Patienten haben zuerst Symptome wie eine Grippe mit Fieber und Unwohlsein. Nur bei einem Teil von ihnen kommen dann aber auch neurologische Probleme hinzu. Die können allerdings schwerwiegend sein.
RKI rät in Risikogebieten zur Impfung
Um sich sicher vor FSME zu schützen, hilft nur eine Dreifachimpfung. In vielen Risikogebieten gebe es für Kinder recht gute Impfquoten, für Erwachsene jedoch häufig nicht, sagte Hellenbrand. "Dabei ist die Infektion für Erwachsene deutlich gefährlicher als für Kinder." Die Impfquoten stagnierten jedoch oder gingen sogar zurück. Das RKI rät deshalb allen Menschen in ausgewiesenen Risikogebieten, sich impfen zu lassen. Eine Immunisierung wird auch für Urlauber empfohlen, die sich länger in freier Natur in einem betroffenen Landkreis aufhalten.
Ob sich an den bisher ausgewiesenen Risikogebieten in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland etwas ändert, steht noch nicht fest. Die Berechnungen dafür starten erst im März, wenn die Kontrolle der Meldedaten abgeschlossen ist. (dpa)