Essen/Freiburg. Die für Winterverhältnisse zu warme Witterung in weiten Teilen Deutschlands sorgt schon kurz nach Jahresbeginn für Probleme bei Allergikern. In einigen Regionen, etwa in NRW und in Norddeutschland, werden ungewohnt früh blühende Pflanzen gemeldet. Der Deutsche Wetterdienst startet deshalb bereits jetzt seinen Pollenflug-Warndienst.
Das Wetter hält sich nicht an den Kalender. Pflanzen tun es derzeit auch nicht: Das zu warme Januar-Wetter sorgt dafür, dass so manche Pflanzen in NRW derzeit besonders früh in Blüte stehen. Mitten im "Winter" und damit einige Wochen früher als üblich. Pollen-Allergiker bekommen das derzeit zu spüren.
"Auch bei mir juckt es in den Augen", sagt Angelika Grätz, Meteorologin und zuständig für die Pollenflug-Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Was Allergikern derzeit zu schaffen macht, sind die sogenannten Frühblüher: Haselnuss-Sträucher und Erlen.
Blühende Sträucher auch im Süden und Westen NRWs
In diesem Januar blühen sie mancherorts besonders früh: Vor allem in Norddeutschland und im Süden NRWs und in der Region um Aachen sind den Pollenflug-Experten beim Deutschen Wetterdienst in den vergangenen Tagen blühende Pflanzen gemeldet worden. "So früh im Januar ist das schon ungewöhnlich", meint Grätz. Der Deutsche Wetterdienst hat deshalb bereits an diesem Dienstag seine Pollenflugwarnung für dieses Jahr gestartet - beim DWD legt man allerdings Wert auf die korrekte Bezeichnung: "Vorhersage des Pollenflug-Gefahrenindex".
Für NRW, Teile Hessens, im Saarland und in der Mosel-Region warnt der DWD aktuell vor "geringen" Mengen an Pollen in der Luft. Für Niedersachsen und Sachsen liegen die Warnungen eine Stufe darunter ("keine bis geringe" Belastung").
Die Werte werden aus bundesweit etwa 50 Messstellen ausgewertet, die über's Land verteilt jeweils Luft ansaugen und die darin enthaltenen Partikel mit speziellen Klebestreifen festhalten. Außerhalb der eigentlich Blüte-Saison sei nur ein Teil der Messstellen in Betrieb, weil sie jeweils von Hand abgelesen und ausgewertet werden. Daneben aber sind auch freiwillige "Sofortmelder" für den Medizin-Meteorologischen Dienst des DWD aktiv, erklärt Grätz.
"Relativ viele Meldungen"
"Acht Prozent der Sofortmelder haben uns bereits seit Ende Dezember von blühenden Pflanzen berichtet". Das, meint Meteorologin Angelika Grätz, "sind relativ viele Beobachtungen für die Jahreszeit". Der Blick in die Statistik zeigt: Bereits in den vergangenen zwei Jahren hatte der Pollenflug bei "Frühblühern" bereits in den ersten Januartagen begonnen. In den Jahren 2009 und 2010 wiederum begann die Blüte erst Wochen später, Anfang März.
Auch wenn der Pollenflug im Vergleich zur Hauptblüte-Saison noch eher schwach ist: laut Grätz kann er Allergikern umso stärker zu schaffen machen, "weil sich der Körper noch nicht an die Pollen gewöhnt hat". Würde sich das warme Wetter halten, müssen sich Allergiker auf stärkere Belastungen in den kommenden Wochen einstellen. Das allerdings müsse nicht heißen, dass die Blütesaison dann besonders lange dauere: "Irgendwann haben die Pflanzen dann auch aus-geblüht".
Sollte in den kommenden Wochen der Winter doch noch zuschlagen, können Allergiker auf eine kleine Pause hoffen. "Dann stagniert das Pflanzenwachstum" - allerings erst, wenn es wirklich für einige Zeit frostig ist. Wie im vergangenen Jahr. Da dauerte der Winter bis in den Mai.
Zur Pollenflug-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes geht es hier.