Düsseldorf. Die Zellen im Auge, die für scharfes und farbiges Sehen zuständig sind, bauen im Laufe des Lebens ab. Anzeichen dieser sogenannten Makuladegeneration ist schiefes, verzerrtes Sehen. Wer Beschwerden wahrnimmt, sollte zur Kontrolle zum Augenarzt gehen, um das Schlimmste zu verhindern.
Die Fliesenfugen wirken verzerrt. Die Linien im Kreuzworträtsel sind schief. Die Zeilen auf der Mitte der Buchseite verschwimmen. All das können die ersten Anzeichen einer altersbedingten Makuladegeneration, kurz AMD, sein. In Deutschland leiden nach Schätzungen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) etwa 4,5 Millionen Menschen an dieser Erkrankung der Netzhaut. Sie ist nicht heilbar. Aber der Verlauf lässt sich bei rechtzeitiger Behandlung verlangsamen.
Die Makula ist ein wenige Quadratmillimeter großer Fleck in der Mitte der Netzhaut hinten im Auge. Dort liegen in hoher Dichte spezialisierte Sinneszellen, die Zapfen. Sie sind für scharfes und farbiges Sehen zuständig. «Diese Zellen werden im Laufe unseres Lebens stark beansprucht und unterliegen Alterungsprozessen», erläutert Prof. Bernd Bertram, Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands in Düsseldorf.
Zellen in der Netzhaut sterben nach und nach ab
Die altersbedingte Degeneration, also der Verfall der Makula-Zellen tritt in zwei Formen auf: der trockenen und der feuchten. «Bei der trockenen Form stellt die ernährende Schicht von Zellen unter der Netzhaut ihre Tätigkeit ein», erklärt Steffen Hörle, Ärztlicher Leiter der Artemis Augenklinik Dillenburg in Hessen. «Dadurch werden Stoffwechselgifte in der Netzhaut nicht mehr richtig abtransportiert, und Zellen in der Netzhaut sterben nach und nach ab.» Die feuchte Form entwickelt sich oft aus der trockenen. «Bei dieser Form geht der Verlust des Sehvermögens deutlich schneller, nämlich innerhalb von Wochen oder Monaten vonstatten», sagt Bertram.
Zwar gibt es für keine der beiden AMD-Formen eine Heilung versprechende Behandlung, doch lässt sich der Verlauf beeinflussen. Dafür ist es wichtig, sie so früh wie möglich zu erkennen. «Wenn man verbogen oder verzerrt sieht, andauernd Ausfälle im zentralen Sehen feststellt oder generell schlechter sieht, sollte man aufmerksam werden und zur Kontrolle zum Augenarzt gehen», rät Bertram.
Wichtig ist eine ausgewogene, gesunde Ernährung
Diagnostiziert der Augenarzt eine trockene AMD, dann gibt es nicht allzu viel, was der Patient tun kann. Hörle empfiehlt seinen Patienten eine ausgewogene, gesunde Ernährung. Bei der feuchten Form der Zellschädigung bietet die Medizin andere Möglichkeiten: Es gibt mehrere Präparate, die in einem Operationssaal unter sterilen Bedingungen in den Glaskörperraum des Auges gespritzt werden. Sie bewirken, dass das Wachstum der Gefäße hinter der Netzhaut gehemmt wird und dass sich bereits entstandene Gefäße zum Teil zurückbilden. Auf diese Weise kann sich die Krankheit stabilisieren oder gar eine feuchte in eine trockene Form zurückverwandeln.
Bei beiden AMD-Formen gilt: Einmal zerstörte Zapfen sind endgültig verloren. Die Makuladegeneration mündet aber nicht in der vollständigen Erblindung, das äußere Gesichtsfeld bleibt erhalten. Für die Patienten verändert sich das ganze Leben. «In begrenztem Maße können technische Hilfsmittel wie Lupenbrillen, Fernsehlesegeräte oder auch Sprachprogramme eingesetzt werden», sagt Franz Badura, Vorsitzender des Selbsthilfevereins Pro Retina Deutschland in Aachen.
Doch Verlust des scharfen Sehens bedeutet mehr, als die Preisschilder im Supermarkt oder den Busfahrplan nicht mehr entziffern können. «Man verliert die ganze Ebene der non-verbalen Kommunikation, wenn man die Mimik seines Gegenübers nicht mehr sieht. Oder man erkennt den Nachbarn im Vorbeigehen auf der Straße nicht mehr, was dann zu Irritationen oder im Extremfall zu sozialer Isolation führen kann», fügt Badura hinzu.