Essen. . Vitamin C, Wachstumsfaktoren, DNA-Repairkomplex: Klingt alles bedeutend. Doch was hat es mit Wirkstoffen und Versprechen auf Cremeschachteln wirklich auf sich? Kosmetik-Professorin Martina Kerscher von der Uni Hamburg erklärt das Wesentliche. Auf was Frauen beim Kauf achten sollten.
Wer morgens in den Spiegel guckt, spürt oft Handlungsbedarf: Falten auf der Stirn, Falten über der Oberlippe. Was kann ich tun? Mit dieser quälenden Frage, ist man ein williges Opfer für die Werbestrategen, die uns in Hochglanzmagazinen oder in der TV-Werbung so straffe wie strahlende Gesichter und die Botschaft präsentieren: Alles eine Frage der richtigen Creme! Aber was bringen diese Cremes wirklich? Ein Gespräch mit Prof. Martina Kerscher vom Institut für Kosmetikwissenschaften der Uni Hamburg.
Für immer jung! Falten müssen nicht sein! Die Werbung verspricht vieles. Alles nur Marketing oder können die Cremes Wunder bewirken?
Martina Kerscher: Wunder nicht. Aber sie können Falten glätten. Vor allem da, wo sie nicht so tief sind.
Die Naso-Labial-Falte, also die, die rechts und links von der Nase zu den Mundwinkeln führt, ist über Jahre entstanden. Das lässt sich nicht einfach wegcremen. Aber kleine feine Falten an der Oberlippe oder um die Augen, die können nach einigen Wochen verschwinden.
Wie viel Millimeter kann man mit den Anti-Runzelstoffen beseitigen?
Kerscher: Die gesamte Lederhaut ist maximal etwa einen Millimeter dick, daher sind die Verbesserungen natürlich im Mikrometer-Bereich !
Welche Wirkstoffe zeigen gute Effekte?
Kerscher: Studien haben ergeben, dass vor allem Wirkstoffe wie Antioxidantien, also etwa Vitamin C oder Vitamin B3, sehr gute Resultate erzielen.
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Auch die so genannten Zellregulatoren sind von Bedeutung. Sie wirken direkt auf die Collagenbildung ein. Hierzu zählt Vitamin A, also Retinol oder auch Retinaldehyd. In den Studien sehr gut abgeschnitten haben auch Wachstumsfaktoren und Signalpeptide. Diese senden ein Signal zur verstärkten Collagenbildung.
Finden sich diese Stoffe nur in teuren Produkten?
Kerscher: Nein, diese Stoffe finden sich in allen Preisklassen.
Lange hieß es, man benötige unbedingt Vitamin E?
Kerscher: Vitamin E ist sinnvoll, aber Vitamin C ist noch wirksamer.
Ist es egal, wie viel Vitamin C in der Creme ist?
Kerscher: Es sollten fünf Prozent Vitamin C und mehr sein.
Was ist mit der vor längerer Zeit so stark beworbenen Hyaloronsäure? Ist sie veraltet?
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Kerscher: Nein, sie ist immer noch wichtig. Zum einen kann sie Wasser binden, das macht die Haut ad hoc praller, zum anderen wirkt sie auch antioxidativ.
Man hört jetzt auch immer häufiger etwas von DNA-Repaircremes.
Kerscher: Auch diese Produkte, deren Substanzen etwa aus Algen gewonnen werden können, sind wichtig, vor allem im „After Sun“-Bereich, da etwa achtzig Prozent der Hautalterung durch die UV-Strahlung entsteht.
Sollte eine Tagescreme immer einen Lichtschutzfaktor enthalten?
Kerscher: Ja, auf jeden Fall. Für den täglichen Lichtschutz genügt ein mittlerer UVB Schutz, also 15 bis 20.
Gibt es eine Creme für ein bestimmtes Alter?
Kerscher: Man kann sicherlich über einige Jahre bei einem Produkt bleiben, allerdings gibt es auch Alterungsstadien, die – ganz grob gesagt – etwa in Zehnerschritten verlaufen.
Vor allem ab den Wechseljahren sollte man der Haut eine intensive, reichhaltigere Pflege gönnen, die neben Antioxidantien auch Signalpeptide, Wachstumsfaktoren oder Retinol enthält.
Was ist mit den Männern? Können sie die Cremes der Frauen benutzen?
Kerscher: Ja, aber Männerhaut braucht häufig weniger reichhaltige Grundlagen -- zudem bevorzugen Männer häufig andere, eher herbere Duftstoffe.
Haut altert schon ab Mitte zwanzig
Ab wann altert die Haut?
Kerscher: Leider bereits ab Mitte zwanzig.
Was sind die größten Feinde der Haut?
Kerscher: Vor allem die ultraviolette Strahlung der Sonne, zudem Nikotin, Stress, wenig Schlaf.
Nützen Augencremes?
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Kerscher: Auch sie sind sinnvoll, vor allem, weil sie speziell für diese sehr sensible Hautpartie entwickelt werden.
Wie sinnvoll sind Nachtcremes?
Kerscher: Sehr sinnvoll, da die Haut in der Nacht stoffwechselaktiv ist und Wirkstoffe sehr gut aufnehmen kann.
Welche Produkte würden Sie empfehlen – die aus dem Drogeriemarkt oder der Parfümerie?
Kerscher: Das muss jede Frau für sich entscheiden. In Tests haben wir erlebt, dass Produkte aus der Drogerie genauso gut wirken können wie Parfümeriemarken. Entscheidend sind neben der Wirkung häufig auch Duftstoffe und die Art und Weise, wie sich eine Creme verteilen lässt.