Dortmund/Düsseldorf. Von Pollen bis zum Staub. Schon Kinder und Jugendliche können gegen eine Vielzahl von Stoffen Allergien entwickeln. Hier ein Blick auf Symptome und mögliche Therapien. Das Gute: In Nordrhein-Westfalen gibt es viele Spezialisten, die den kleinen Patienten helfen können.

Pollen, Nahrungsmittel, Hausstaubmilben und Katzenhaare – schon Kinder können gegen alles Mögliche eine Allergie entwickeln. Häufig fällt es ihnen nicht leicht, ihren Eltern das Problem zu beschreiben. Das führt zu Missverständnissen und Unsicherheit, wenn Babys viel schreien oder Heranwachsende anscheinend nur „abhängen“. Experten erklären, worauf man achten sollte.

Warum reagieren immer mehr Kinder allergisch?

Das ist bisher nicht ganz geklärt. Die genetische Veranlagung spielt eine Rolle – so entwickeln häufig Kinder eine Allergie, deren Eltern schon betroffen sind. Allerdings müssen weitere Faktoren hinzukommen, damit die Allergie ausbricht. Dazu kann etwa übertriebene Hygiene im Elternhaus gehören. Ebenso die Tatsache, dass viele Kinder nicht mehr mit potenziellen Krankheitserregern in der Natur in Berührung kommen, also ihr Immunsystem nicht abhärten. Wer auf dem Bauernhof aufwächst und sich häufig im Kuhstall aufhält, wird nach Beobachtungen von Wissenschaftlern seltener Allergiker als der Nachwuchs in der Stadt.

Woran erkenne ich, dass mein Sohn oder meine Tochter betroffen ist?

Natürlich gibt es zur Pollenflugzeit die klassischen Symptome wie juckende Augen, eine verstopfte Nase und stärkerer Husten.

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Oft sind die Kinder auch nicht gut belastbar und antriebslos. Das kann schon bei Fünfjährigen der Fall sein. „Eltern sollten aber auch aufmerksam werden, wenn sich ihre Kinder außerhalb der Pollenflugzeit mit langwierigen Infekten herumplagen und sehr anfällig sind. Dahinter kann eine Tierhaar- oder Hausstaubmilben-Allergie stecken“, sagt die Düsseldorfer Kinderpneumologin (Lungenheilkundlerin) Dr. Claudia Suerbaum. Seltener ist nach ihrer Erfahrung eine Nahrungsmittelallergie. Ein Anzeichen kann hier eine empfindliche, zur Neurodermitis neigende Haut sein: „Wenn Babys ständig schreien und Durchfall haben, sollte man daran denken, dass sie eventuell einen Teil der Nahrung nicht vertragen.“

Welcher Arzt hilft dann weiter?

Erste Anlaufadresse ist der Kinderarzt. Er kann einen Allergietest machen – oder an Fachleute in einer Klinik bzw. niedergelassene Kinderpneumologen verweisen, die weiterführende Tests übernehmen.

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Dazu gehört etwa ein Lungenfunktionstest. Dr. Hermann Kalhoff, leitender Oberarzt an der Kinderklinik in Dortmund, erklärt seine Arbeit so: „Bei Heuschnupfen und dadurch verursachtes Asthma können wir die auslösenden Allergene (Pollen) relativ leicht durch Haut- und Bluttests feststellen. Schwieriger wird es bei Nahrungsmittelallergien. Wenn möglich, lassen wir bestimmte, in Verdacht stehende Nahrungsmittel weg. Dann stellen wir fest, ob sich die Beschwerden bessern.“ Diese können auch durch sogenannte Provokationstests gezielt herbeigeführt werden – wenn etwa ein Hausstaubmilbenextrakt in die Nase gesprüht wird, um festzustellen, ob das betroffene Kind daraufhin niest.

Verschwinden Allergien nicht einfach mit der Zeit? 

Damit ist nicht zu rechnen. Im Gegenteil, Allergologen wie Dr. Ulrike Neise aus Düsseldorf gehen davon aus, dass die Erfolgschancen bei einer Behandlung, die frühzeitig beginnt, am größten sind: „Dann kann sich die Erkrankung nicht so sehr im Körper festsetzen und zu Asthma führen.“ Treten die allergischen Beschwerden beispielsweise zur Pollenflugzeit in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auf, sollte man mit dem Kinderarzt über eine Hyposensibilisierung sprechen. Ab fünf Jahren können kleine Allergiker auf diese Weise gegen die jeweils auslösenden Allergene immun werden.

Müssen die Kinder dann ständig gespritzt werden?

Der erste Schritt ist bei Heuschnupfen erst einmal die Behandlung der geschwollenen Schleimhäute, zum Beispiel durch Nasensprays oder kortisonhaltige Tabletten.

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Wenn man sich gemeinsam mit dem Kinderarzt für eine Hyposensibilisierung entschieden hat, gibt es mehrere Möglichkeiten. „Die offizielle Empfehlung der Gesellschaft für Allergie im Kindesalter lautet immer noch die Spritze, die über drei Jahre monatlich gegeben wird“, sagt Kinderpneumologin Claudia Suerbaum. Nach Worten von Hermann Kalhoff laufen derzeit jedoch Studien, die auf eine gute Wirksamkeit von Tropfen oder Schmelztabletten hindeuten, die unter die Zunge gelegt werden. Allerdings müssen die Kinder die Substanz einige Zeit im Mund behalten, was sich nicht immer leicht gestaltet.

Kann jede Allergie behandelt werden? 

Es gibt Fälle, in denen das auslösende Allergen schwer zu finden ist, oder die Therapie nicht günstig verläuft. Dann leisten Experten wie niedergelassene Ärzte und Klinikärzte gemeinsam Detektivarbeit.

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In vielen Situationen tauschen sich auch die Spezialisten in den Fachzentren im Ruhrgebiet aus – zu ihnen zählt neben der Dortmunder Kinderklinik beispielsweise das Allergie Centrum Ruhr in Bochum. „Manchmal erscheint es auch sinnvoll, ein besonders betroffenes Kind in Rehabilitationskliniken zu schicken. Eine solche gibt es zum Beispiel in Oberjoch im Allgäu auf einer Höhe von über 1 300 Metern. Dort leben keine Hausstaubmilben, weil es zu trocken ist“, erzählt Kinderpneumologin Suerbaum. Sie weiß: Die Kinder bekommen auf diese Weise nicht nur Ruhe vor ihrer Allergie, sondern lernen zudem in Schulungen, damit umzugehen. Und sie treffen Gleichaltrige, die genauso betroffen sind wie sie selbst – so merken sie: Ich bin nicht allein.

Hier gibt es Hilfe

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin veröffentlicht auf ihrer Homepage www.gpau.de unter anderem einen Elternratgeber, der offene Fragen zur Prävention, Diagnose und Therapie von allergischen Erkrankungen klären soll.

Klinik-Adressen

Ratsuchende Eltern können sich auch an folgende Adressen wenden, wo sie Spezialisten auf dem Gebiet der Allergien finden: Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Beurhausstraße 40, 44137 Dortmund, Internet:
www.klinikumdo.de – dann weiterklicken: Medizin, Kliniken und Abteilungen.
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital, Alexandrinenstraße 5, 44791 Bochum, Internet: www.allergie-centrum-ruhr.de.
Schwerpunktpraxis für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Friedrichstraße 33-35, 40217 Düsseldorf, Internet: www.lunge-allergie.de