Oberhausen. Großer Andrang bei Ärzten und Apothekern: Viele Oberhausener leiden unter dem ungewöhnlich intensiven Pollenflug. Allergien sind Abwehrreaktionen des Körpers.
Es juckt und brennt in den Augen, die Nase läuft und läuft und läuft. Nach dem langen, kalten Winter blüht die Natur wieder auf – zum Leidwesen aller Menschen, die von Allergien geplagt durchs Leben gehen. Vor allem die zurzeit durch die Luft fliegenden Birken-, Erlen- und Haselpollen setzen ihnen gerade enorm zu und lässt sie Rat bei ihren Ärzten suchen. Das merkt auch Dr. Hermann Rudolphi in seiner Praxis an der Dudelerstraße in Sterkrade. „Das Wartezimmer ist voll“, so der Allergologe. „Ich habe viel zu tun.“
Bis zur Arbeitsunfähigkeit
Rudolphi erklärt, was bei einer Pollenallergie im Körper passiert: „Das ist eine sogenannte Typ-1-Reaktion. Darunter versteht man eine sofortige Reaktion des Körpers auf einen Fremdkörper.“ Die Folge seien der bekannte Schnupfen und die tränenden Augen. „Eigentlich ist das eine Schutzfunktion des Körpers, um die vermeintlichen Fremdkörper wieder heraus zu spülen“, so Hermann Rudolphi. Diese Schutzreaktion kann genetisch bedingt sein, könne sich aber auch im Laufe der Jahre entwickeln und verschiedenste Ausprägungen annehmen: „Es gibt Patienten, die haben dabei sogar Kreislaufprobleme bis zur Arbeitsunfähigkeit.“
Auch Dr. Henning Karbach, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Oberhausen, kennt die Problematik: „Quantität und Intensität der in der Luft befindlichen Allergene sind in diesem Jahr enorm.“ Er selbst leidet nicht unter den mikroskopisch kleinen Störenfrieden, allerdings „ist meine Frau Allergikerin, und bei der bekomme ich mit, wie schlimm es in diesem Jahr ist“. Um diese „akute Schleimhautbelastung“ zu vermeiden, müssten die Allergene vermieden werden. Mit anderen Worten: Nicht in Kontakt mit Pollen kommen. „Klar muss man natürlich atmen“, weiß der Mediziner, „aber Gartengänge zum Beispiel sollten nur bei feuchter Luft unternommen werden.“ Auch die Fenster sollten tagsüber geschlossen bleiben. „Morgens und abends stoßlüften, ansonsten die Fenster geschlossen halten.“
Duschen vor dem Schlafengehen
Hermann Rudolphi ergänzt: „Vor dem Schlafengehen sollte man duschen. Das wäscht die Pollen aus den Haaren.“ Und ganz wichtig: „Nicht im Schlafzimmer ausziehen, weil die Pollen einfach überall sind. Auch in der Kleidung.“
In Sachen Behandlung und Prävention von Allergien sind die beiden Mediziner sich in einem Punkt einig: Allergietabletten helfen. Der Klassiker ist dabei Cetirizin, das man „auf unbestimmte Zeit nehmen kann“, wie Ulf Brenne, Sprecher der Oberhausener Apotheker, erklärt. In seiner Fortuna-Apotheke stehen die Menschen gerade Schlange, um sich wirksame Allergie-Medikamente zu kaufen. Auch lokale Präparate wie Nasensprays oder Augentropfen seien gefragt.
Von cortisonhaltigen Präparaten, die womöglich noch gespritzt werden müssen, sollten Allergiker Abstand halten, rät Allergologe Rudolphi. „Ich bin davon kein großer Freund. Diese Medikamente können Nebenwirkungen wie Abszesse oder die Auflösung der Fettanteile im Gewebe haben.“ Außerdem steht Cortison im Verdacht, bei weiblichen Patienten Osteoporose zu verursachen.