Berlin. Die Angst vor Schilddrüsenkrebs ist in Deutschland größer als in anderen westlichen Ländern. Deshalb lassen sich auch mehr Deutsche operieren. Doch laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ist das oft unnötig. Behandlungen mit Jod seien die bessere Lösung, sagen die Fachleute.

Viele Schilddrüsen-Operationen in Deutschland sind nach Ansicht von Experten vermeidbar. Die Angst vor Schilddrüsenkrebs sei hierzulande deutlich größer als in anderen westlichen Ländern, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) im Vorfeld eines Symposiums in Düsseldorf. Daher sei auch die Zahl der Operationen wegen des Verdachts auf einen bösartigen Befund etwa zwei- bis viermal höher als etwa in den USA und in Großbritannien.

Jedes Jahr werden in Deutschland laut DGE mehr als 100.000 Schilddrüsen teilweise oder komplett entfernt. Bezogen auf die Bevölkerung werde damit drei bis acht häufiger operiert als in Großbritannien oder den USA. Die Deutschen hätten aber nicht häufiger Schilddrüsenkrebs als Briten oder Amerikaner, weshalb es offensichtlich "ein Missverhältnis zwischen derzeitigen Operationszahlen und tatsächlich notwendigen Eingriffen" gebe, erklärte DGE-Experte Peter Goretzki.

Vergrößerte Schilddrüse werden am häufigsten operiert

Die meisten Operationen nehmen Ärzte wegen einer Vergrößerung der Schilddrüse vor, die Spätfolge eines Jodmangels ist. In der vergrößerten Schilddrüse bilden sich häufig Knoten. "Aufgrund der Befürchtung, dass sich daraus Krebs entwickelt, raten Kollegen hier mitunter voreilig zu einer Operation", erklärte Goretzki. Mitunter würden die diagnostischen Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft. Bei vielen Patienten helfe eine Behandlung mit Jod und Schilddrüsenhormonen oder eine Radiojodtherapie. Oft seien sie eine Alternative zur Operation. (afp)