Essen. Nach Karneval beginnt die Fastenzeit. Viele Christen üben in den Wochen bis Ostern Verzicht, um Körper und Seele zu reinigen. Aber auch Nichtgläubige schätzen die Möglichkeit zur Entschlackung. Was Sie über das Fasten wissen sollten.
Für viele Christen beginnt am Aschermittwoch eine Übergangszeit, in der Verzicht geübt und Ostern erwartet wird – 40 Tage Fasten. Aber auch viele Nichtgläubige nehmen sich einmal im Jahr vor, einige Tage lang auf feste Nahrung zu verzichten. Fasten soll Körper und Seele reinigen. Es kann auch glücklich machen und die Gesundheit unterstützen.
Christliches Fasten
Was gefastet wird, das hat sich in den Jahrhunderten gewandelt. Nach alter Tradition wurde Fleisch gefastet, am Aschermittwoch nahmen Katholiken nur ein sättigendes Mahl zu sich und eine kleine Stärkung. Heute verzichten Katholiken zum Beispiel auf Genussmittel wie Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten oder aber auch auf liebgewordene Gewohnheiten wie das Fernsehen, Autofahren oder Computerspiele.
„Fasten hat einen besonderen Charme, weil wir in einer Zeit leben, in der alles möglich ist“, sagt Dr. Nicolaus Klimek vom Dezernat Pastorales des Bistums Essen. „Doch manchmal kommen wir in Zeiten, die etwas fordern.“ Um sich auf diese Zeiten vorzubereiten, so Klimek, und um dann mit anderen solidarisch sein zu können, sei es wichtig, den Verzicht zu üben.
Fasten und Abnehmen
Nur für einen Anfang, aber niemals für einen Ersatz für die Änderung des Lebensstils hält die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) das Fasten. Der DGE geht es dabei um das Abnehmen bei Übergewicht. „Als Methode, um abzunehmen, stehen wir dem Fasten kritisch gegenüber“, erklärt Silke Restemeyer von der DGE. Auch das von Befürwortern des Heilfastens immer wieder herbeizitierte „Entschlacken“ sei wissenschaftlich nicht begründbar, so Restemeyer.
Sieben Wochen ohne...
Sie lässt das begleitete Fasten während eines Klinik-Aufenthalts nur als Einstieg gelten, in dem für den Alltag geübt werde.
Wichtig sei, dass Schwangere und Stillende nicht fasten dürften. Auch Menschen mit einem erhöhten Harnsäurespiegel sei vom Fasten abzuraten, da dies bei ihnen zu Gicht führen könne.
Der Jo-Jo-Effekt
Wenn nach dem Fasten nicht mehr Gemüse in den Speiseplan und mehr Bewegung in den Alltag eingebaut würde, käme es zum sogenannten Jo-Jo-Effekt.
Dr. Petra Platen, Professorin für Sporternährung an der Ruhr-Universität Bochum, erklärt den Jo-Jo-Effekt so: „Während des Fastens schaltet der Körper auf Sparflamme und verbraucht weniger Nahrung, um vergleichbare Leistungen zu vollbringen.“ Dieser Zustand bliebe nach dem Fasten noch erhalten, die erhöhte Nahrungszufuhr führe dann aber schnell dazu, dass sich wieder Fettpölsterchen bildeten.
Wie es Sportler machen
Petra Platen hält dennoch viel vom Fasten, bereits im letzten Jahr und auch in diesem Frühjahr wird sie es mit Studenten praktizieren. Fasten für Sportler steht auf dem Plan: zwei bis drei Aufbautage mit fettarmer Kost, fünf Fastentage, in denen die Studierenden nur Flüssigkeit in Form von auf den Tag verteilten Säften und mittäglicher Gemüsebrühe zu sich nehmen, und zwei bis drei Aufbautage mit leicht verdaulicher Kost. Während der Tage in Klausur in Friesland wird trainiert und geforscht:
Fastentipps für Weicheier
Wie ändert sich die sportliche Leistungsfähigkeit? Überraschend wenig in der kurzen Zeit sagt die Erfahrung aus dem letzten Jahr. Wie ändert sich die Muskelmasse? Neben Fett wird auch Eiweiß abgebaut, Bestandteil der Muskeln. Das ändert jedoch wenig an der Kraft. Haben die Sportstudenten noch Hunger während des Fastens? Hunger nicht, nur Appetit, der durch Gerüche oder visuelle Reize wie Lebensmittelwerbung immer wieder angeheizt wird.
Das Übergangsritual
Fasten in seiner radikalen Form bieten die Benediktiner in der Abtei Königsmünster in Meschede ihren Gästen in der ersten Fastenwoche. Unter der Leitung von Pater Marian Reke und Gisela Aengenheyster wird vom 15. bis zum 22. Februar das Fasten-Exerzitium „Österliche Passion“ begangen. Nach den Regeln des ganzheitlichen Fastens nach Lützner begeben sich die Teilnehmer in die Meditation und in den Verzicht auf feste Nahrung.
Es genüge während dieser Zeit, Gemüsesäfte und Wasser zu sich zu nehmen, so die erste Fastenregel. Nikotin, Alkohol, Kaffee und Süßigkeiten werden weggelassen. Es wird viel geschlafen, auf Reizüberflutung wird verzichtet. Es wird still meditiert und mit anderen über Glaubensfragen gesprochen.
Das Ganze ist als Passage gedacht, so das Programm der Oase, des Gästehauses der Abtei.