Krebs - Fasten lässt bei Mäusen Tumore schneller schrumpfen
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Washington. Krebstumore schrumpfen und bilden weniger Metastasen, wenn kurz vor Beginn der Chemotherapie gefastet wird. Dies fanden Forscher in Versuchen mit Mäusen heraus. In Vorstudien wurde zudem nachgewiesen, dass Menschen die Therapie besser vertragen.
Kurzzeitiges Fasten vor einer Chemotherapie lässt Krebstumore schrumpfen und verringert Metastasen. Das hat ein internationales Forscherteam in Versuchen mit Mäusen festgestellt.
Bei Mäusen, die jeweils zwei bis drei Tage vor einer Chemotherapiegabe nichts zu fressen erhielten, habe die Behandlung deutlich besser gewirkt als bei normal ernährten Tieren: Es wurden mehr Mäuse geheilt, bei anderen waren die Krebstumore nach mehreren Zyklen um mehr als die Hälfte geschrumpft. Fasten und Chemotherapie zusammen hätten Metastasen zudem um 40 Prozent stärker reduziert als die Chemotherapie allein, berichten die Forscher in Fachmagazin "Science Translational Medicine".
"Die Kombination von Fasten mit Chemotherapie war ohne Ausnahme viel effektiver als die Chemotherapie allein", sagt Studienleiter Valter Longo von der University of Southern California in Los Angeles. Das habe sich in Versuchen mit verschiedensten Krebsarten gezeigt, darunter menschlichem Brustkrebs, Eierstockkrebs und Gehirntumoren.
Fünf der acht getesteten Krebsarten hätten sogar auf das Fasten alleine reagiert. Sollte sich dieser Effekt des Fastens auch in klinischen Studien beim Menschen bestätigen, könne dies die Standardtherapien gegen Krebs deutlich verbessern, meinen die Forscher. In ersten Vorstudien hatte sich bereits gezeigt, dass Krebspatienten, die zwei Tage vor und einen Tag nach einer Chemotherapiegabe gefastet hatten, die Chemotherapie deutlich besser vertrugen und nur wenig an Gewicht verloren.
Fasten macht Krebszellen überaktiv
Die Forscher gewannen in ihrer Studie auch erste Hinweise darauf, warum das Fasten die Tumore schwächt: Normale Zellen treten bei Nährstoffmangel in einen energiesparenden Ruhezustand ein. Dieses Umschalten sei jedoch nur bei normalen Zellen möglich, bei Krebszellen werde dies durch Krebsgene verhindert, berichten die Forscher. Stattdessen seien die Krebszellen der Mäuse beim Fasten sogar aktiver geworden.
Sie hätten versucht, neue Proteine zu erzeugen und sich zu teilen. Analysen von Zellproben zeigten, dass diese Aktivität der Krebszellen zu einer Kaskade von Ereignissen führt, bei der zellschädigende Moleküle entstehen. Diese freien Radikale zerstören die DNA der Krebszellen und führen zu ihrem Absterben. "Die Krebszelle begeht letztlich Selbstmord", sagt Longo.
48 Stunden lang kein Futter
Für ihre Studie hatten die Forscher Mäuse mit acht verschiedenen Krebsarten infiziert. Von diesen Mäusen wurden einige nur mit Chemotherapie behandelt, aber normal gefüttert. Der Rest der Mäuse erhielt jeweils 48 bis 60 Stunden lang kein Futter, aber reichlich Trinkwasser. Von diesen Tieren wurde ein Teil mit Chemotherapie behandelt, ein anderer nicht.
Die Kombination Fasten und Chemotherapie erwies sich sogar gegen das Neuroblastom als wirksam, eine besonders aggressive, bei Kindern auftretende Krebsart. In den Versuchen wurden 20 Prozent der mit dieser Krebsform infizierten Mäuse durch die Kombinationstherapie geheilt. Mäuse, die nur eine Chemotherapie erhalten hatten, starben dagegen ausnahmslos. (dapd)
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