London/Berlin. Besteht bei Einnahme der Pille eine Thrombose-Gefahr? In Frankreich wurde das Medikament Diane 35 vom Markt genommen. Hierzulande wird es vor allem gegen Akne verordnet.
Nach der Entscheidung der französischen Arzneimittelaufsicht, das in Frankreich auch als Verhütungsmittel eingesetzte Akne-Medikament „Diane 35“ vom Markt zu nehmen, nimmt nun die Europäische Arzneimittelagentur (London) die Pille erneut unter die Lupe. Es sollen alle Daten zu Nutzen und Risiken des Medikaments des deutschen Pharmakonzerns Bayer ausgewertet werden.
Die französische Arzneimittelaufsicht hatte angeordnet, Diane 35 und Nachahmer-Mittel binnen drei Monaten zurückzuziehen. In Frankreich werden vier Todesfälle infolge von Thrombosen mit dem Mittel in Verbindung gebracht.
Rauchen als Risikofaktor für Thrombose
Diane 35 ist laut Bayer in über 100 Ländern zugelassen, auch in Deutschland. Hierzulande ist es als Akne-Mittel auf dem Markt und wird Frauen verschrieben, die aufgrund eines Überschusses an männlichen Hormonen etwa unter Haarausfall oder Akne leiden. Die Pille enthält das Östrogen Ethinylestradiol und das Gestagen Cyproteronacetat – Wirkstoffe der Antibaby-Pille.
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„Es ist lange bekannt, dass Antibaby-Pillen das Thrombose-Risiko erhöhen können“, so Astrid Kranz, Sprecherin von Bayer Health Care Pharma, gegenüber der WAZ Mediengruppe. „Jede Frau hat ihr individuelles Thrombose-Risiko. Auch das Alter spielt da eine Rolle. Dies muss alles mit dem Arzt besprochen werden.“ Als Risikofaktoren für eine Thrombose gelten unter anderem auch das Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Schilddrüsen-Probleme oder eine familiär bedingte Neigung zur erhöhten Blutgerinnung. In Frankreich werden Frauen, die Diane 35 nehmen, gewarnt, das Mittel einfach abzusetzen. Betroffene sollten ihren Arzt aufsuchen.
Antibaby-Pillen der dritten Generation in der Kritik
Diane 35 hat in Deutschland erneut zu einer Diskussion über die Gefahren einer Hormon-Therapie geführt. In seltenen Fällen, so Frauenärzte, könnten sich durch die Präparate Blutgerinnsel entwickeln, die unter Umständen zu Lungenembolien oder Schlaganfällen führten.
In der Diskussion stehen vor allem Antibaby-Pillen der dritten Generation. Laut Studien ist deren Thrombose-Risiko mit bis zu 40 Fällen pro 100 000 Frauen im Jahr etwa doppelt so hoch wie bei Pillen der zweiten Generation. Auch neuere Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon – wie Yasmin, Yaz oder Petibelle – haben demnach ein ähnlich hohes Risiko. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft rät, Frauen unter 30 bevorzugt Pillen der zweiten Generation zu geben.