Berlin. Nach dem neusten Manipulationsvorfall im Bezug zur Organspende in Leipzig fordern Patientenschützer nun Aufklärung. Die Ermittlungen müssten zentral gebündelt und das Transplantationssystem in staatliche Hände gelegt werden, so Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz.
Nach den Manipulationsvorwürfen im Zusammenhang mit Organspenden am Universitätsklinikum Leipzig hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz die Schaffung einer bundesweiten Schwerpunktstaatsanwaltschaft gefordert. "Die neuen Manipulationsvorwürfe zeigen: Die Unregelmäßigkeiten im Organspendesystem sind keine Einzelfälle", erklärte Vorstand Eugen Brysch am Mittwoch in Berlin. Je mehr Transplantationszentren die Prüfungs- und Überwachungskommissionen kontrollierten, desto mehr Manipulationen kämen ans Licht.
Transplanationssystem in staatliche Hände legen
Um alle Vorwürfe lückenlos aufzuklären, müssten die Ermittlungen daher zentral gebündelt werden, forderte Brysch. Darüber hinaus müsse der Gesetzgeber das Transplantationssystem in staatliche Hände legen. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) solle eine unabhängige Kommission einsetzen, "der auch kritische Ärzte, Ethiker und Juristen angehören, die nicht am Transplantationssystem beteiligt sind und damit Geld verdienen". "Wir brauchen konkrete Schritte, damit die Menschen dem Organspendesystem vertrauen können", erklärte die Patientenschutzorganisation.
Am Transplantationszentrum in Leipzig waren zuvor Unregelmäßigkeiten bei der Organspende aufgedeckt worden. Laut Uniklinik sollen zahlreiche Patienten fälschlich als Dialysepatienten ausgegeben worden sein, um deren Chancen auf eine Spenderleber zu erhöhen. Der verantwortliche Direktor der Klinik sowie zwei Oberärzte wurden von ihren Aufgaben entbunden.
Patienten sollen bevorzugt worden sein
Im Sommer vergangenen Jahres war ein Organspende-Skandal an der Uni-Klinik in Göttingen aufgeflogen. Dort sowie auch in Regensburg sollen durch die Manipulation von Krankenakten bestimmte Patienten bei der Organspende bevorzugt worden sein. Seit September prüfen deshalb unabhängige Kommissionen von Kassen, Krankenhäusern und Ärzteschaft die Lebertransplantationsprogramme an den deutschen Transplantationszentren. (AFP)