Essen/Tübingen. . Es ist 47 Jahre her, da hat ein schwedischer Arzt einem Menschen erstmals ein Zahnimplantat aus Titan eingesetzt. Zwischen 800 000 und 1 000 000 künstlicher Zahnwurzeln werden heute jährlich allein in Deutschland implantiert – so Experten-Schätzungen. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was man wissen sollte, wenn man sich für diesen Zahnimplantatet interessiert, erklären Zahnarzt Dr. Jürgen Oberbeckmann, Experte für Implantologie an der Zahnklinik am Elisabeth-Krankenhaus in Essen, sowie Prof. Germán Gómez-Román, Implantologe an der Universitätsklinik Tübingen.
Was können Implantate leisten?
Sie können einen einzelnen Zahn ersetzen, aber auch als Befestigung und Stabilisierung von Brücken und Teilprothesen dienen, ebenso als Stabilisierung einer Vollprothese. „Soll etwa ein fehlender Zahn ersetzt werden, müssen für ein Implantat nicht noch zwei unter Umständen gesunde Nachbarzähne beschliffen werden, wie dies etwa für eine Brücke nötig ist“, erklärt Zahnmediziner Oberbeckmann.
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In einen zahnlosen Oberkiefer und einen zahnlosen Unterkiefer setzt er jeweils vier Implantate. „An ihnen wird dann das Gebiss befestigt. Da wackelt hinterher nichts mehr.“ Für Menschen, die vorher eine Zahn-Vollprothese hatten, die nicht richtig saß, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität, so der Arzt.
Wie wird ein Implantat eingesetzt?
„Der Zahnarzt bohrt ein Loch in den Kiefer und schraubt eine künstliche Zahnwurzel hinein, die in den Kieferknochen einwächst. Zum Schluss wird darauf die künstliche Zahnkrone zementiert“, erläutert Oberbeckmann. Grundsätzlich könnten Implantate gesetzt werden, wenn das Kieferwachstum abgeschlossen ist, „also ab 18“.
Welche Materialien sind gut?
Für das Zahnimplantat hat sich Titan als bestes Material bewährt, so Oberbeckmann. „Für die Zahnkrone, die auf das Implantat zementiert wird, Metallkeramik und Zirkon.“ Ganz wichtig sei es, einen Zahnarzt zu wählen, der viel Erfahrung mit Implantaten hat. „Gehen Sie nicht zu jemandem, der das nur zehnmal im Jahr macht!“
Wie viel Zeit muss man einplanen?
„Sechs bis neun Monate können es werden. Ist, bevor ein Implantat gesetzt wird, noch ein Knochenaufbau notwendig, dauert es auch länger“, gibt der Tübinger Zahnmediziner Germán Gómez-Román zu bedenken. Denn: Das Implantat muss gesetzt werden, es muss einheilen und bekommt schließlich noch eine Krone.
Wie lange hält ein Implantat?
93 Prozent der Menschen haben ihr Implantat noch nach zehn Jahren, 85 Prozent sogar nach 20, weiß Professor Gómez-Román. Die Voraussetzungen seien: „eine sehr gute Mundpflege, eine gute Knochensubstanz und eine regelmäßige zahnärztliche Kontrolle“.
Ein Muss: Die Mundhygiene
Wer ein Zahnimplantat hat, muss die Mundhygiene ganz genau nehmen. Denn: Das Zahnfleisch kann sich dem sichtbaren Implantatteil im Mund nur anlagern und ist nicht mit ihm – wie bei einem richtigen Zahn – fest verwachsen. Es kann durch bakterielle Beläge zu Entzündungen des Zahnfleisches um den Implantathals herum kommen. Bakterien können am so genannten Implantatpfosten hinab in den Kiefer wandern und dort ähnliche Reaktionen verursachen, wie man sie von Zahnfleisch-Erkrankungen (Parodontitis) kennt. Jürgen Oberbeckmann: „Das kann noch Jahre nach Einsetzen des Implantats passieren.“ Absolut wichtig sei auch tägliches Zähneputzen und die tägliche Reinigung der Zähne mit Zahnzwischenraum-Bürstchen. Das weitere Pflege-Programm: Alle vier Monate zu einer professionellen Zahnreinigung beim Zahnarzt gehen. Zweimal jährlich ist ein Zahnarzt-Besuch – auch zur Implantat-Kontrolle – fällig.
Wer sollte aufs Implantat verzichten?
„Raucher sollten mit dem Rauchen aufhören, oder sich das Geld für ein Implantat sparen“, sagt Professor Germán Gómez-Román. Denn Nikotin erschwere die Einheilung des Implantats in den Kieferknochen und schädige das Gewebe. Außerdem gebe es ein erhöhtes Risiko, dass es zu Entzündungen rund um das Implantat komme. Auch Menschen mit einer nicht eingestellten Diabetes rät der Zahnarzt vom Implantat ab; Dr. Jürgen Oberbeckmann auch Patienten, die ständig Cortison bekommen.
Wie teuer wird es?
Im Schnitt zwischen 2500 und 3000 Euro pro Implantat. Oberbeckmann: „Darin sind die zahnärztlichen Leistungen und die Laborkosten enthalten.“ Müsse, bevor ein Implantat gesetzt werde, noch der Knochen aufgebaut werden, würde es teurer.
Zahngesundheit
Der Tipp beider Ärzte: Bevor man sich für ein Implantat entscheidet, sollte man den Heil- und Kostenplan des Zahnarztes bei der Kasse einreichen und klären, welche Kosten sie übernimmt – egal ob es sich um eine gesetzliche oder eine private Kasse handelt. Oberbeckmann: „Gesetzlich Krankenversicherte haben einen Anspruch auf einen Festzuschuss der Kasse für die Krone, aber nicht für die Implantat-Behandlung.“