Freiburg. Forscher warnen vor zu lauter Musik. Auch wenn man gerne die Geräusche aus seiner Umwelt nicht mehr wahrnehmen möchte und zum MP3-Player packt, sollte die Lautstärke nicht zu hoch aufgedreht werden. Wer nicht darauf achtet, muss gegebenfalls mit Erkrankungen wie Tinnitus oder Hörminderung rechnen.

Kopfhörer auf, Musik an und los geht es! Viele Kinder und Jugendliche drehen im Bus oder auf der Straße gern ihre MP3-Spieler auf. Experten aber warnen davor, es zu übertreiben. Ab 85 Dezibel wird es gefährlich. Mit Dezibel geben Fachleute an, wie laut etwas ist. Es ist ein Größenmaß, ähnlich wie wir Liter für die Milch oder Meter für ein Schwimmbecken nutzen. Eine Autohupe schafft beispielsweise 90 Dezibel. Dies entspricht auch dem Geräusch eines Lasters.

Viele Mädchen und Jungs drehen ihren MP3-Spieler oder ihr Handy auf, weil sie die Geräusche um sich herum übertönen wollen. Sie möchten nicht hören, was andere im Bus oder in der Bahn quatschen. Oder sie versuchen, die Autos an einer Straße wegzublenden. Experten haben dafür auch durchaus Verständnis. Doch sie sagen, zu stark dürfen wir nicht an der Lautstärke drehen, denn die Musik kann den Ohren schaden.

Was bei zu lauter Musik geschieht

Professor Roland Laszig ist Arzt und weiß, was wir unseren Ohren zumuten können und was nicht. Er arbeitet in Freiburg im Bundesland Baden-Württemberg. Er ist in der Stadt der Direktor der Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik. Er sagt: Hören wir zu laut Musik, dann passiert in unserem Ohr etwas. Das Ohr ist in drei Bereiche geteilt. Es gibt das Außenohr, das Mittelohr und das Innenohr. Die laute Musik sorgt dafür, dass Härchen im Innenohr umknicken.

Wie sich das anfühlt, wissen Menschen, die schon mal in einer Disco waren. "Man nimmt Geräusche nur noch wie durch Watte wahr, hört ein Rauschen oder Pfeifen", sagt der Arzt. Bekommt das Ohr danach Ruhe, dann können sich die Härchen wieder aufrichten. Das Rauschen lässt nach. Trotzdem aber ist zu laute Musik nicht gut für die Ohren.

Ab einer Lautstärke von 85 Dezibel nämlich, wird es gefährlich für die Ohren. "Die Sinneshärchen richten sich nicht mehr auf, und die Folge können Tinnitus und Hörminderung sein", sagt der Arzt. Wenn Ärzte Tinnitus feststellen, dann haben die Menschen Probleme mit den Ohren. Sie hören Geräusche, die andere nicht hören können. Das ist unangenehm.

Roland Laszig hat einen Tipp, wie Kinder und Jugendliche das mit der Musik in Griff kriegen können. Er sagt: "Wenn die Musik durch den Kopfhörer nach außen dringt und man danebensteht und alles mithören kann, dann ist es eindeutig zu laut."

Laute Musik verschlechtert das Hören nach und nach

Forscher beschäftigen sich immer wieder mit unseren Ohren und der lauten Musik. Im vergangenen Jahr fanden Wissenschaftler zum Beispiel heraus: Wer regelmäßig laute Musik über Kopfhörer hört, kann wichtige Laute schlechter von Hintergrundgeräuschen unterscheiden. Das bedeutet, dass die Menschen zum Beispiel an einer Straße das Martinshorn eines Krankenwagens mitunter später hören als andere. Sie können es wegen des Straßenlärms nicht so gut heraushören.

Dass zu laute Musik auf den Ohren das Gehör ungenauer macht, haben die Forscher in einem Test herausgefunden. Sie arbeiteten mit Leuten, die regelmäßig laut Musik über Kopfhörer hören und solchen, die das nicht mögen. Zunächst machten die Forscher einen üblichen Hörtest. Bei dem mussten die Teilnehmer sagen, ob sie einen leisen Ton hören konnten.

Bei dieser Aufgabe schnitten beide Gruppen ähnlich gut ab. Nicht aber, als zusätzlich zum Ton auch ein Fernseher lief. Dann zeigte sich, dass die Kopfhörernutzer schlechter hörten. Sie nahmen den Ton erst wahr, als er lauter wurde. (dapd)