Bottrop..

Ob Rockmusik, die neuesten Charts, bassige Beats oder Hip-Hop. Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben gerne und ständig Musik in den Ohren. Dabei weichen die über lange Jahre trendigen winzigkleinen Plastikstöpsel inzwischen mehr und mehr schrillbunten Hörpolstern mit hoher Klangqualität. Im Gegensatz zu den Stöpseln schirmen diese Kopfhörer die Außenwelt ab und lassen die Träger im Fußgängerzone, Straßenverkehr, Bus, ja sogar bei Treffen mit Freunden und Partys - so genannte Silent Discos - ungestört von Außengeräuschen in eigene Klangwelten abtauchen. „Abgesehen von der sozialen Problematik und dem Risiko im Straßenverkehr, besteht die Gefahr von Spätschäden für das Gehör“, warnt Hals-Nasen-Ohrenarzt Dr. Joachim Maiwald. „Aber die meisten Jugendlichen unterschätzen dies und setzen ihre Ohren viel zu oft viel zu hohen Schallpegeln aus.“

Während am Arbeitsplatz strenge Vorschriften gelten und ab 85 Dezibel (dB) Hörschutz getragen werden muss, mutet so mancher Musikfan seinen Ohren in der Freizeit weitaus Schlimmeres zu. „Wenn man über Kopfhörer Musik hört, hört man meist lauter“, stellt Maiwald fest. „Und das Fatale ist, dass man lange Zeit gar nicht merkt, wie sehr man sein Gehör schädigt.“ Erst ab einem Alter von etwa 40 Jahren falle auf, dass das Hören hoher Töne und damit das differenzierte Hören geschädigt ist. So fällt es dann beispielsweise schwer, einem Gespräch inmitten vieler Nebengeräusche zu folgen.

„Doch daran denken Jugendliche nicht, wenn sie den Lautstärkepegel bis zum Anschlag drehen“, so Maiwald. „Während die Sinneszellen im Ohr Lautstärken von 80 Dezibel ohne Schäden bis zu acht Stunden ohne Schaden überstehen, sind es bei 88 dB nur noch vier Stunden, bei 94 dB eine Stunde und bei 105 dB gerade mal fünf Minuten. Und das sind Werte, die beim Musikhören über MP3-Player schnell erreicht sind.“

Überlaute Musik schädigt die hochempfindlichen Haarzellen

Überlauter Musikgenuss schädigt die hochempfindlichen Haarzellen im Innenohr dauerhaft, sie können sich nicht regenerieren und irgendwann weichen die Kopfhörer dann dem Hörgerät. „Deutschlandweit gibt es rund 14 Millionen Schwerhörige, im Stadtgebiet ungefähr 20000“, schätzt Maiwald. Die Tendenz sei steigend. Das liegt aber noch nicht an dem ständigen Musikgenuss über Kopfhörer, sondern an der demografischen Entwicklung und der zunehmenden Akzeptanz, Hörgeräte zu tragen.

Erste Warnsignale, dass die Musik über den Kopfhörer zu laut ist und die Haarzellen leiden, sind Summen oder Pfeifen in den Ohren. „Diese Tinnitus-Geräusche hat aber jeder Zweite. Sie können verschiedene Ursachen haben und werden subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen“, sagt der Mediziner. „Vor allem die Spätschäden sind eine Gefahr und daher kann ich nur raten, die Musik nicht allzu laut zu genießen - auch wenn’s schwer fällt.“