Berlin. . Der vorgeburtliche „Praena-Test“ auf Down-Syndrom ist laut einem Gutachten unzulässig. Damit sieht sich der der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung in seiner Kritik bestätigt und fordert ein Verbot des Tests. Die Ärtze dagegen argumentieren für die Zulassung.

Ein für Juli angekündigter neuer Bluttest zur Diagnose des Down-Syndroms bei Embryos ist einem Gutachten zufolge rechtlich unzulässig. „Der Test dient weder medizinischen noch therapeutischen Zwecken“, erklärte der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, am Donnerstag bei der Vorstellung des Rechtsgutachtens in Berlin. Dieses komme zu dem Schluss, dass der Test damit kein zulässiges Diagnosemittel laut dem Gendiagnostikgesetz sei. „Es geht beim Bluttest fast ausschließlich um die Selektion von Menschen mit Down-Syndrom“, kritisierte Hüppe.

Bei dem sogenannten PraenaTest handele es sich zudem um nicht verkehrsfähiges Medizinprodukt, da es die Sicherheit und Gesundheit der Ungeborenen gezielt gefährde, geht ferner aus dem Gutachten hervor. Hüppe kritisierte, der Test diskriminiere Menschen mit dem Down-Syndrom „in der schlimmsten Form, nämlich in ihrem Recht auf Leben“. Bereits heute werde in mehr als 90 Prozent aller Fälle abgetrieben, wenn ein Down-Syndrom beim Kind diagnostiziert wird. Da es sich um ein nicht verkehrsfähiges Medizinprodukt handle, seien die zuständigen Landesbehörden per Gesetz ermächtigt, zu verhindern, dass der Test in Verkehr gebracht werde, sagte Hüppe.

Auch die Unionsfraktion im Bundestag kritisierte die geplante Einführung des „Praena-Tests“. Der Test leiste „der routinemäßigen Selektion menschlichen Lebens Vorschub“, erklärten die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Ingrid Fischbach (CDU) und Johannes Singhammer (CSU). Sie forderten die zuständigen Landesbehörden auf, den Verkauf des 1249 Euro teuren Tests zu unterbinden. Er sei ausschließlich auf Erkennung des Down-Syndroms und auf Abbruch der Schwangerschaft ausgerichtet, ziele aber nicht auf therapeutische Maßnahmen zugunsten des Kindes.

Ärztepräsident befürwortet Test

Die Konstanzer Firma LifeCodexx will voraussichtlich noch im Juli den Test auf den Markt bringen, der das Down-Syndrom - auch Trisomie 21 genannt - schon in einer Blutprobe der Schwangeren erkennt und riskante Fruchtwasseruntersuchungen in vielen Fällen überflüssig machen soll. Im Blut von schwangeren Frauen finden sich Teile der Erbinformation des Embryos, die im Labor analysiert und auf Hinweise einer Chromosomenveränderung abgesucht werden. Beim Down-Syndrom liegt das Chromosom 21 drei statt zwei Mal vor. Der Test kann nach Unternehmensangaben die Trisomie „risikofrei“ und „zuverlässig“ erkennen.

Es sei zu befürchten, dass „die Rasterfahndung nach Menschen mit Down-Syndrom noch verstärkt wird“, erklärte Hüppe. Müttern werde eine risikoärmere Methode zur vorgeburtlichen Diagnostik vorgegaukelt. Dabei gingen nicht einmal alle Pränataldiagnostiker davon aus, dass invasive Methoden wie eine Fruchtwasseruntersuchung durch den Bluttest überflüssig würden.

Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery verteidigte hingegen den neuen Bluttest für Schwangere. „Unsere Gesellschaft hat sich für Pränatal-Diagnostik entschieden. Das Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen“, sagte er der „Rheinischen Post“. Daher sei es besser, diesen Bluttest anzuwenden, als eine mit Risiken behaftete Fruchtwasseruntersuchung vorzunehmen.

Frauen müssen Test selbst bezahlen

Der Bluttest soll zunächst in rund 20 Praxen und Pränatalzentren in Deutschland angeboten werden. Die Summe müssen die Frauen selbst zahlen, der Test ist keine Kassenleistung. Der PraenaTest ist nach Unternehmensangaben für Frauen ab der zwölften Schwangerschaftswoche gedacht, bei denen ein erhöhtes Risiko für Chromosomenveränderungen beim Embryo besteht. Zudem müssen sich die Frauen gemäß Gendiagnostikgesetz von einem qualifizierten Arzt beraten und aufklären lassen. (afp/dapd)