München/Essen. Erst juckt die Nase, dann tränen die Augen: Gräserpollen machen Allergikern zur Zeit richtig zu schaffen. Das warme Wetter begünstigt den Flug der Pollen - und Großstädter sind besonders betroffen.

Wenn die Nase nicht aufhört zu kribbeln und die Augen brennen, wissen Allergiker sofort, woher der Wind weht: Es ist Heuschnupfenzeit in Deutschland. Nach Haselnuss und Birke haben jetzt die Gräserpollen Hochsaison. Die Kombination mit der anhaltend trockenen und warmen Luft begünstigt den Flug und die Verbreitung der Pollen - zum Leidwesen vieler Heuschnupfen-Geplagten.

"Wenn es so schön warm ist wie aktuell in Deutschland, dann ist das richtig gut für die Pollen", erklärt Jeroen Buters, Professor für Molekulare Allergologie am Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) in München, "wenn sich die Wärme staut und es nicht regnet, bleiben die Pollen lange aktiv." Ein solcher Hitzestau tritt vor allem in Großstädten auf, wo die Wärme gerade nachts nicht so schnell entweichen kann.

Kein Sahara-Sand unterwegs

Der Blick auf den Pollenmonitor zeigt Buters, der die Arbeitsgruppe "Umwelt" des ZAUM, einer gemeinsamen Einrichtung der TU München und des Helmholtz Zentrums, leitet, dass auch in Essen gerade viel los ist am Pollenhimmel: "Da fliegt richtig was rum." Die durch heftige Reaktionen von Allergikern in den vergangenen Wochen ausgelöste Angst, es könne vielleicht auch etwas anderes als "nur" die jährlichen Pollen sein, kann Jeroen Buters jedoch nehmen: " Das sind die üblichen Gräserpollen, die jetzt fliegen. Diese heftigen Reaktionen fallen nicht aus dem Rahmen, das kann bei Heuschnupfen leider so vorkommen." Sahara-Sand, der in vergangenen Jahren schon einmal nicht nur Allergiker, sondern auch Autofahrer ärgerte, sei nach Meinung von Buters derzeit nicht unterwegs.

Höhepunkt der Gräserpollen kommt Mitte Juni

Bis Mitte August fliegen die Gräserpollen noch munter weiter, der Höhepunkt wird Mitte Juni liegen, meint Buters. Betroffenen rät der Experte, während der andauernden Wärmeperiode regelmäßig die Fußböden der Wohnung feucht zu wischen. "Dann sind die Pollen nicht mehr aktiv." Wer sich drinnen aufhält, müsse nicht zwangsläufig darauf verzichten, die Fenster zu öffnen: " Entscheidend ist, wann man lüftet und wie", erklärt Buters, "wenn ein Fenster auf Kippe offen steht, gelangen die Pollen hinein und sinken relativ schnell zu Boden. Wird woanders ebenfalls ein Fenster geöffnet und Durchzug entsteht, dann wirbeln auch die Pollen wieder hoch."

In der Großstadt besser früh morgens lüften

Durchlüften zu bester Pollenflugzeit könne dann böse Folgen für Allergiker haben, da die Pollen dann auch in den Räumen in Bewegung bleiben und für kribbelnde Nasen sorgen. "Trotzdem können Allergiker ihre Wohnung richtig durchlüften, " weiß Buters Rat, "nach einem Regenschauer oder nachts sind die Pollen nicht so aktiv, da kann man die Fenster weit aufmachen." Allerdings: In Großstädten kann das auch nach hinten losgehen. Weil dort die Wärme nachts nicht so gut abfließen kann wie auf dem Land, bleiben auch die Pollen aktiv. "Großstädter sollten früh morgens lüften, am besten gegen 6 Uhr, dann sollten die Pollen noch nicht unterwegs sein", rät Jeroen Buters.