Washington. Je höher der soziale Rang, desto besser arbeitet das Immunsystem - zumindest bei Rhesusaffen. US-amerikanische Forscher konnten in einer Studie allein aus dem Zustand des Immunsystems auf den Status des Tieres schließen. Das Ergebnis ist auch für die Gesundheit des menschlichen Körpers interessant.
Der soziale Status beeinflusst direkt das Immunsystem - zumindest bei Affen: Je höher der Rang eines Rhesusaffen-Weibchens ist, desto mehr Immungene sind bei dem Tier aktiv, wie US-amerikanische Forscher herausgefunden haben. Es gebe einen starken und kausalen Zusammenhang zwischen dem Rang und der Genregulation bei diesen Primaten. Allein aus dem Zustand des Immunsystems könne man schon auf den Status der Tiere schließen, berichten sie im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".
"Unsere Ergebnisse helfen zu erklären, wie soziale Effekte 'unter die Haut' gehen", schreiben Jenny Tung von der University of Chicago und ihre Kollegen. Sie zeigten eine klare Verbindung zwischen dem sozialen Umfeld und der Physiologie. Die mit diesem Effekt verbundenen biologischen Mechanismen seien daher auch für die menschliche Gesundheit und das Sozialverhalten von großem Interesse.
Der Zustand des Immunsystems ist zudem sehr anpassungsfähig, wie die Forscher berichten: Änderte sich der Rang der Affenweibchen, veränderte sich kurz darauf auch die Aktivität ihrer Immungene. "Diese Verschiebungen waren kurzfristig genug, um die Rangveränderungen der Weibchen im Laufe der Zeit an ihnen ablesen zu können", sagen die Forscher. Der Rang sei dabei eindeutig der Auslöser für die Veränderungen am Immunsystem.
Rangfolge und Genaktivität verglichen
Für ihre Studie hatten die Forscher die Rangfolge von 49 Rhesusaffenweibchen in zehn Gruppen untersucht. Parallel dazu analysierten sie die Genaktivität der Tiere, indem sie regelmäßig Blutproben entnahmen und diese untersuchten. Im Verlauf der Studie manipulierten die Wissenschaftler die Rangfolge der Tiere, indem sie Weibchen zwischen Gruppen austauschten oder in einer bestimmten Reihenfolge zu einer neuen Gruppe hinzugaben. Die Untersuchungen zeigten, dass sich die Aktivität von 987 Genen bei rangniedrigeren und ranghöheren Weibchen unterschied. 535 Gene seien bei den höherrangigen Tieren aktiver gewesen, darunter Gene die die Fresszellen und immunstärkende Prozesse kontrollierten, sagen die Forscher.
Bei den Tieren mit niedrigerem sozialen Status waren vor allem solche Gene aktiver, die die körpereigene Abwehr schwächten. Sie besaßen dadurch unter anderem weniger T-Zellen und waren anfälliger gegenüber Entzündungen. In 80 Prozent der Fälle habe man den Rang eines Weibchens bereits anhand seiner Genaktivität vorhersagen können, berichten die Wissenschaftler. Das habe auch für die Rhesusaffen-Weibchen gegolten, die während der Versuchszeit ihren Rang änderten.
Ableseblockaden am Erbgut
In weiteren Tests prüften die Forscher, auf welche Weise diese Veränderungen der Genaktivität zustande gekommen waren. Dabei zeigte sich, dass bei den rangniedrigeren Weibchen bestimmte Bereiche des Erbguts blockiert waren: Kohlenwasserstoffgruppen hatten sich an diese Gene angelagert und verhinderten so deren Ablesen durch die Zellmaschinerie.
Diese sogenannte Methylierung gilt als einer der Hauptmechanismen, mit denen Umwelteinflüsse die Genaktivität verändern können. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das soziale Umfeld auf diese Weise auch bei Erwachsenen in die Gene und ihre Aktivität eingreift", schreiben Tung und ihre Kollegen. Soziale Strukturen wie der Rang wirkten sich damit auch unmittelbar physiologisch aus. (dapd)