Essen. . Unsere Serie „Gesund von A bis Z“ gibt in loser Folge in 26 Artikeln quer durch das Alphabet Tipps zur Gesundheit. Heute: Warum ein paar Infekte im Jahr sind sogar sehr wichtig sind, um das Immunsystem auf Trab zu halten.

An ihm soll alles abprallen. Ganz eisern, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen. Das Immunsystem ist das biologische Abwehrsystem aller Lebewesen. Eine Schutzwand im Körper. Vor der jedoch nicht selten Krankheitserreger auf der Lauer liegen. Die kleinste Schwäche, schon läuft die Nase, der Kopf schmerzt, die Stimme krächzt.

„Unser Immunsystem ist ein Netzwerk aus verschiedenen Organen und Zelltypen, dessen Aufgabe es ist, die Schädlinge und Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Parasiten abzuwehren“, sagt Dr. Manuela Vierling. Doch woher weiß der körpereigene Schutzengel, wer Freund und wer Feind ist?

Infekte sind gut

„Man unterscheidet das erworbene vom angeborenen Immunsystem“, sagt die Ärztin bei der B.A.D. Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH in Braunschweig. Letzteres vergleicht die Struktur der körpereigenen Zellen mit der des eindringenden Stoffes. Finden Körperzellen wie Granulozyten keine Übereinstimmung, wehren die weißen Blutkörperchen den Fremdstoff ab. Das erworbene Immunsystem entwickelt sich hingegen erst im Laufe des Lebens durch einen Lernprozess. Mit jedem Infekt lernen Zellen wie die Lymphozyten, das sind zelluläre Bestandteile des Blutes, fremde von körpereigenen Stoffen zu unterscheiden. Die einmal als schädliche Eindringlinge enttarnten Erreger behalten die Lymphozyten im Gedächtnis und sorgen so bei erneutem Auftreten innerhalb kürzester Zeit für Abwehrmaßnahmen.

„Gerade Kindergartenkinder oder Grundschüler haben mit ihrem Immunsystem zu kämpfen und bekommen häufig Infekte. Das ist auch gar nicht schlimm. Das Immunsystem braucht im Jahr ein paar Infekte, damit es gefordert bleibt und sich auf mutierte Erreger einstellen kann“, sagt Dr. Manuela Vierling. „Eine gesunde Anzahl von Infekten stärkt das Immunsystem.“

Obacht bei Konservierungsstoffen

Was noch hilft, damit das Immunsystem keinem löchrigen Schweizer Käse ähnelt? Eine vitaminreiche Ernährung. „Wer sich ausgewogen und bewusst ernährt, dass heißt viel Gemüse und Obst isst, der führt seinem Körper automatisch alle Vitamine zu, die er braucht“, sagt Dr. Manuela Vierling. „Nur bei kleinen Kindern kann es schon mal sein, dass sie zusätzlich mehr Kalzium benötigen, da sie noch im Wachstum sind. Für den Knochenaufbau sollten Kinder daher besonders viele Milch- und Joghurtprodukte zu sich nehmen.“ Auch für Frauen hat die Ärztin einen Tipp. „Bei der Menstruation verlieren Frauen viel Eisen. Der Verlust kann zum Beispiel mit weißen Bohnen, Erbsen und Sojabohnen ausgeglichen werden, alle drei haben einen hohen Eisengehalt.“ Auch Haferflocken, Leinsamen und Trockenobst enthalten viel Eisen. „Eisenhaltige Nahrungsmittel sollten am besten mit Vitamin-C-reichen Säften kombiniert werden, das steigert die Aufnahme des Eisens.“ Darüber hinaus rät die Ärztin zur Obacht bei Konservierungsstoffen. „Die Farbstoffe, die oft als E-Stoffe auf Verpackungen zu finden sind, können die Aufnahme von wichtigen Vitaminen für die Immunabwehr blockieren.“

Logo_Gesundheit_Hochformat.png

Stress schwächt Immunsystem

Auch ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung stärken das Immunsystem. „Ich würde besonders Ausdauersportarten wie Radfahren oder Laufen vorschlagen. Schwimmen ist ebenfalls eine gute Sportart zum Trainieren des Immunsystems, weil die Abkühlung durch das Wasser die Immunzellen anregt.“ Die Medizinerin warnt allerdings zugleich vor zuviel Sport. „Neue Studien zeigen, dass Sport in übertriebenem Maße das Immunsystem auch schwächen kann. Der überhöhte Stress durch die Belastung des Körpers schlägt ins Gegenteil um.“

Überarbeitung und auch psychischer Druck, wie ihn zum Beispiel viele Menschen bei Prüfungen empfinden, können Krankheitserregern ebenso die Türen öffnen. „Manche Menschen leiden bei Prüfungen plötzlich an Herpes.“ Eine Schwäche des Immunsystems. „Die Immunabwehr schafft es durch die Stresssituation nicht, Viren, die sich in den Nervenzellen eingenistet haben, zu bekämpfen. Sie brechen aus.“ Dabei sei Stress nichts grundsätzlich Negatives, sagt Dr. Manuela Vierling. „Stress kann sogar sehr produktiv sein.“