Berlin. Nicht nur bei Tieren, sondern auch beim Menschen gibt es einen saisonalen Haarwechsel. Die Folge: Die Haare fallen vermehrt aus - doch nicht bei allen Menschen gleichermaßen stark. Wenn die Haare nicht nachwachsen und stark ausdünnen, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Hunde und Pferde tun es, und auch einige Hauskatzen: Alljährlich im Frühjahr beginnen sie besonders stark zu haaren. Sie verlieren ihr dickes Winterfell und legen sich ein dünneres Sommerfell zu. Im Herbst folgt dann der zweite Haarwechsel, diesmal als Vorbereitung auf den Winter. Ein ganz ähnliches Phänomen kann aber auch bei Menschen auftreten: Auch sie verlieren im Frühjahr und Herbst mehr Haare als sonst. "Diesen saisonalen Haarwechsel gibt es wirklich", erklärt der Facharzt für Dermatologie und Experte für Haarausfall, Andreas Finner.

In mehreren Studien habe man sowohl bei Männern als auch bei Frauen Hinweise darauf gefunden, dass im Herbst und zu einem etwas geringeren Maß auch im Frühjahr mehr Haare ausfallen. Dieses Phänomen ist allerdings nicht bei allen Menschen gleichermaßen ausgeprägt.

Haare wachsen wieder nach

Beim saisonalen Haarwechsel handele es sich aber nicht um einen Haarausfall im engeren Sinne, betont der Mediziner. Man müsse sich keine Sorgen machen, dass sich das Haar dabei langfristig lichte. Stattdessen verstärke sich nur der Wechsel der Haare. Alte Haare fallen vermehrt aus und werden durch jüngere ersetzt. "Es ist wichtig zu wissen, dass die Haare dabei immer wieder nachwachsen", sagt Finner. Der saisonale Haarwechsel ist damit kein Grund zur Sorge, sondern letztlich ein Erbe unserer fernen Vorfahren. "In der Evolution war es schon früher so, dass das Haar im Sommer als Lichtschutz und im Winter als Kälteschutz diente", erklärt Finner.

In der Übergangszeit - im Frühjahr und Herbst - fand dann ein Fellwechsel statt. Heute besitzen wir Menschen kein Fell mehr, sodass diese Art des Fellwechsels sich nur noch an unserem Kopfhaar bemerkbar macht. Forscher gehen davon aus, dass die verstärkte Sonneneinstrahlung und die langen Tage im Hochsommer den Haarwechsel im Herbst fördern. Sie lassen besonders viele Haarwurzeln von ihrer Wachstumsphase in eine Ruhephase eintreten. Einige Monate später fällt dann das Haar aus und ein neues wird in der Haarwurzel angelegt.

Bei spürbarer Ausdünnung sollte ein Arzt aufgesucht werden

Eine Ursache für den Haarwechsel im Frühjahr könnte aber das Hormon Melatonin sein. Dieser Botenstoff steuert unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus. Während der kurzen Tage im Winter wird besonders viel Melatonin im Körper produziert. Werden die Tage länger, ändert sich dies. Dieser Hormonumschwung könnte bei entsprechend sensibel reagierenden Menschen auch den Haarwuchs beeinflussen. "Man weiß, dass in der Haarwurzel Melatonin-Rezeptoren sitzen", sagt Finner. Ob die Haarwurzel aber tatsächlich direkt auf das Hormon reagiert, sei noch nicht ausreichend erforscht. Behandelt werden muss ein saisonaler Haarwechsel normalerweise nicht.

Anlass zur Sorge besteht nur dann, wenn die Haare nach einem Haarwechsel nicht nachwachsen und merklich ausdünnen. "Es kann sinnvoll sein, in so einem Fall einen möglichen Eisenmangel zu prüfen oder die Schilddrüsenfunktion zu kontrollieren", sagt Finner. Aber auch Krankheiten oder eine erbliche Veranlagung können hinter einem verstärkten Haarausfall stehen. (dapd)