Frankfurt/Main. Obwohl in Deutschland rund ein Fünftel der Bevölkerung an chronischen Schmerzen leidet, gibt es noch immer keine Fachärzte in diesem Bereich. Viele Patienten fühlen sich in schlechten Händen. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie will die Schmerzmedizin jetzt als eigenständige Disziplin etablieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) hat die Etablierung der Schmerzmedizin als eigenständige Disziplin gefordert. Nur so könne sich die Versorgung in diesem Bereich besser an den Bedürfnissen der Patienten orientieren, sagte DGS-Präsident Gerhard Müller-Schwefe am Mittwoch auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt am Main.

Ärzte sind demnach noch nicht ausreichend auf Schmerzpatienten vorbereitet. Auf dem Kongress will die DGS noch bis Samstag unter anderem verbesserte Leitlinien und Fragebögen für Patienten und Ärzte vorstellen. "Schmerz kommt in jedem medizinischen Fachbereich vor, ist dabei aber ein ganzheitliches Problem", sagte Müller-Schwefe.

Schmerzmedizin als Pflichtfach gefordert

Rund ein Fünftel der Bevölkerung leiden laut dem Mediziner unter chronischen Schmerzen. Diese fühlten sich bei den Ärzten oftmals in schlechten Händen. "Auch die Krankenkassen wollen die Schmerzpatienten oft nicht haben", ergänzte Müller-Schwefe. Dass es auch 30 Jahre nach der Gewinnung grundlegender Erkenntnisse keine Fachärzte für Schmerzmedizin gebe, bezeichnete er als "grotesk."

Da auch viele Ärzte die Bedeutung der Schmerzkrankheit nach Müller-Schwefes Einschätzung nicht verstehen, fordert er zudem ein Pflichtfach Schmerzmedizin in der universitären Ausbildung. Weiteren Handlungsbedarf sieht die DGS bei der Verbesserung der Praxis-Leitlinien für Schmerztherapien. "Davon gibt es viele, aber nur 20 bis 25 Prozent der Ärzte kennen sie auch", sagte DGS-Vizepräsident Michael Überall.

Eine neue "Implementierungshilfe" soll nach Worten des Mediziners "auf einfachste Weise" auch Allgemeinärzte unterstützen, die richtige Diagnose und die geeignete Therapieform zu finden. Zudem solle die Zusammenarbeit mit den Patienten verbessert werden. Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag findet zum 23. Mal in Frankfurt statt und endet am Samstag. (dapd)