Washington. Massagen sind mehr als Wellness: Sie hemmen die Ausschüttung von entzündungsfördernden Substanzen in schmerzenden Muskeln - und lösen eine ähnliche Wirkung aus wie viele Schmerzmittel. Viele Sportler schwören auf die heilsame Wirkung dieser Therapieform.
Eine Massage löst in schmerzenden Muskeln eine ähnliche biologische Wirkung aus wie viele Schmerzmittel: Sie hemmt die Ausschüttung von entzündungsfördernden Substanzen in den Muskelzellen. Außerdem führt die Massage dazu, dass sich vermehrt Mitochondrien bilden, die Energielieferanten des Zellstoffwechsels. Dadurch könne ein gezerrter oder überanstrengter Muskel schneller heilen.
"Unsere Ergebnisse beleuchten die von der Massage ausgelösten biologischen Mechanismen und liefern den Beleg dafür, dass diese Therapie einen klaren medizinischen Nutzen hat", berichten die durchführenden Wissenschaftler einer entsprechenden Studie im Fachmagazin "Science Translational Medicine". Massagen gelten als entspannend und wohltuend, kaum ein Wellness-Angebot kommt noch ohne sie aus.
Mögliche Alternative zu Schmerzmitteln
Aber auch Sportler schwören auf die heilsame Wirkung dieser Therapieform. Der medizinische Nutzen von Massagen war allerdings bisher umstritten, unter anderem weil der genaue molekulare Wirkmechanismus dieser Behandlung unbekannt war, wie die Forscher berichten.
Jetzt habe man nachgewiesen, dass eine Massage tatsächlich objektiv nachweisbare Effekte auf zellulärer Ebene habe. Weil sie ähnlich wirke wie gängige Schmerzmittel, könne eine Massage unter bestimmten Bedingungen sogar eine vollwertige Alternative zu solchen Medikamenten sein, meinen Justin Crane von der McMaster University im kanadischen Hamilton und seine Kollegen.
Entgegen bisherigen Annahmen hilft eine Massage aber nicht dabei, Milchsäure und andere Abbauprodukte des Muskelstoffwechsels abzubauen oder abzutransportieren. Weder unmittelbar nach Ende der Massage noch einige Stunden später habe man Veränderungen bei diesen Substanzen festgestellt, sagen die Forscher. Damit sei diese sehr verbreitete Vermutung widerlegt.
Massage nur an einem Bein
Für die Studie hatten die Forscher untersucht, wie sich der Zellstoffwechsel und die Genaktivität in Beinmuskelzellen nach einer Massage veränderten. Die Versuchsteilnehmer absolvierten dafür zunächst ein anstrengendes Training auf einem Fahrradergometer. Einer ihrer Oberschenkel wurde anschließend zehn Minuten lang massiert, der andere nicht. Aus beiden Beinmuskeln entnahmen die Forscher unmittelbar nach Ende der Massage eine Zellprobe, eine weitere zweieinhalb Stunden später.
Wie die Wissenschaftler feststellten, wurden nur in dem massierten Bein mehrere Gene in den Muskelzellen aktiviert. Diese setzten eine Signalkaskade in Gang, die zahlreiche Botenstoffe und Proteine ausschüttete. Einer dieser Botenstoffe, PGC-1alpha, sei dafür bekannt, eine ganze Reihe wichtiger Zellfunktionen zu steuern, sagen die Forscher.
Er hemme unter anderem die Ausschüttung der entzündungsfördernden Zytokin-Moleküle. Zweieinhalb Stunden nach der Massage habe sich die Konzentration von PGC-1alpha in den Muskelzellen deutlich erhöht. Gleichzeitig sei die Menge der Zytokine gesunken. (dapd)