Herne. . Kaum einer hatte noch nicht mit ihnen zu kämpfen: Rückenschmerzen sind eine wahre Volkskrankheit. Dr. Sebastian Ruetten, Leiter des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie und Schmerztherapie im St.-Anna-Hospital in Herne, spricht im Interview über Ursachen von Rückenproblemen und Behandlungsmethoden.

Rückenschmerzen sind eine wahre Volkskrankheit: Ob Probleme mit dem Nacken, der Lende oder dem Kreuz – die Schmerzen schränken Betroffene im Alltag oft stark ein. Werden die Schmerzen chronisch, ist ein Arztbesuch notwendig.

Dr. Sebastian Ruetten, Leiter des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie und Schmerztherapie im St.-Anna-Hospital in Herne, hat uns erklärt, welche Rückenprobleme es gibt und welche Ursachen sie haben können.

Herr Dr. Ruetten, mit welchen Rückenproblemen haben die meisten Menschen zu kämpfen?

Dr. Sebastian Ruetten: Vielen Menschen machen vor allem funktionelle Rückenprobleme zu schaffen. Fast 90 Prozent sind mindestens einmal in ihrem Leben davon betroffen – entweder weil sie falsch trainiert oder durch ihre Arbeit einseitig belastet sind. Aber auch Verschleißerscheinungen sind weit verbreitet. Im schlimmsten Fall wird daraus ein Bandscheibenvorfall oder es entsteht eine Verengung des Spinalkanals, durch den das Rückenmark verläuft.

Dr. Sebastian Ruetten
Dr. Sebastian Ruetten

Welche Ursachen können Rückenschmerzen haben?

Ruetten: Die bereits genannten Verschleißerscheinungen und Fehlbelastungen sind neben Haltungsproblemen die häufigsten Gründe. Andere mögliche Ursachen sind Krebserkrankungen, Unfälle oder auch bakterielle Entzündungen.

Und welche Untersuchungen helfen bei der Diagnose?

Ruetten: Besonders wichtig ist die Anamnese, also ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten über seine Krankengeschichte. Danach schaut sich der Arzt den Rücken sorgfältig an und tastet ihn ab, um herauszufinden, wo genau der Rücken schmerzt. Zusätzlich ist ein Röntgenbild notwendig. Im Einzelfall kann für eine genaue Diagnose auch eine Kernspin- oder Computertomographie notwendig sein.

Bei welchen Rückenerkrankungen ist eine Operation unbedingt notwendig?

Ruetten: Nur ein bis zwei Prozent der Patienten müssen überhaupt operiert werden. Das ist zum Beispiel bei Lähmungen, Muskelschwäche und bei einer eingeschränkten Blasen- und Mastdarmfunktion der Fall.

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Über eine Operation muss auch nachgedacht werden, wenn der Patient die Schmerzen nicht mehr aushalten kann und eine konservative Schmerztherapie über mehr als sechs Wochen keinen Erfolg gebracht hat. Bei den meisten Menschen führt allerdings bereits eine gezielte Schmerztherapie zum gewünschten Erfolg. So lässt sich etwa ein entzündeter und angeschwollener Nerv durch einen kleinen Eingriff mit entzündungshemmenden Medikamenten durchaus gut behandeln.