Essen. . BVB-Legende Timo Konietzka war unheilbar an Gallenkrebs erkrankt. Krebsarten der Gallenorgane sind selten. Betroffene sind vor allem Menschen in höherem Alter. Frauen erkranken vier Mal häufiger an Gallenblasenkrebs als Männer. Was genau passiert bei Gallenkrebs im Körper, und wie kann eine Therapie aussehen?
Beim Gallenkrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der von der Schleimhaut der Gallenblase gebildet wird. Man unterscheidet zwei Krebsarten der Gallenorgane: Gallenblasen- und Gallengangskrebs. Beim Gallengangskrebs (Gallengangskarzinom) sitzt der Tumor in den Gallengängen.
Die Gallenblase bildet die Säfte, die der Verdauung dienen. Diese Blase ist zwar kein lebenswichtiges Organ, doch sie hat eine durchaus wichtige Rolle bei der Fettverdauung. In der Gallenblase wird der aus der Leber stammende Gallensaft gesammelt und konzentriert.
Dieser fettverdauende Gallensaft, die eigentliche „Galle“, wird von der Leber mehr oder weniger ständig produziert. Die in der Nachbarschaft gelegene Leber produziert bis zu einen Liter Gallensaft pro Tag. Wenn man aber nichts gegessen hat, wird dieser Gallensaft gar nicht benötigt, weil es ja nichts zu verdauen gibt.
Täglich werden 700 ml Gallensaft produziert
Damit der Gallensaft nicht unnötig in den leeren Darm abgegeben wird, wird er in der Gallenblase zwischengelagert. Dort wird der Gallensaft etwa auf ein Zehntel eingedickt. Dadurch wird er konzentrierter. Außerdem würde er ohne Konzentration gar nicht in die Gallenblase passen, denn täglich wird etwa 700 ml Gallensaft produziert.
Sobald man etwas gegessen hat, vor allem nach schweren, fettreichen Mahlzeiten, zieht sich die Gallenblase zusammen und gibt den Gallensaft ab in den Zwölffingerdarm. Dort steht der Gallensaft dann zur Fettverdauung zur Verfügung.
Krebsarten der Gallenorgane sind äußerst selten. Betroffene sind vor allem Menschen in höherem Alter. Frauen erkranken vier Mal häufiger an Gallenblasenkrebs als Männer. Da Gallenblasen- und Gallengangskrebs im frühen Stadium meist keine Beschwerden verursachen, wird die Diagnose häufig erst spät gestellt. Die Prognose ist allerdings nur bei frühzeitig entdeckten Tumoren günstig.
Was ist die Ursache für Krebsarten der Gallenorgane?
Die Gallenblase dient als Speicher der von der Leber produzierten Gallenflüssigkeit, die zur Verdauung von Fetten dient. Beim Gallenblasen- bzw. Gallengangskrebs verhindert ein Tumor den Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Dünndarm.
Die Ursache für Gallenblasen- bzw. Gallengangskrebs ist noch nicht genau bekannt. Man nimmt an, dass Entzündungen der Gallenblase im jungen Alter eine Rolle spielen könnten. Auch ein Zusammenhang mit Gallensteinleiden sowie einer entzündlichen Erkrankung des Darmes (Colitis ulcerosa) und Zysten des Gallenganges wird vermutet. Häufig haben Menschen, die an Gallenblasenkrebs erkrankt sind, Gallensteine. Weiters ist eine erbliche Komponente bei Karzinomen der Gallenorgane nicht auszuschließen.
Wie machen sich Tumore bemerkbar?
Gallenblasenkrebs verursacht im frühen Stadium kaum Beschwerden. Betroffene leiden lediglich unter allgemeinen Symptomen wie vermindertem Appetit, Übelkeit nach den Mahlzeiten, Erbrechen, Gewichtsverlust, Lustlosigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit. Nicht selten klagen sie über starke Oberbauchschmerzen.
Weitere Zeichen des Gallenstaus sind eine Gelbfärbung (Ikterus) der Haut und der Skleren (weiße Augenhaut) sowie Juckreiz. Bei Erkrankten zeigt sich häufig auch eine dunkle Verfärbung des Urins sowie heller Stuhl. Diese Symptome sind auf Bilirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs, zurückzuführen, das im Normalfall von der Galle ausgeschieden wird.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Häufig kann der Arzt eine vergrößerte Gallenblase unter dem rechten Rippenbogen feststellen. Bei der Kontrolle der Blutwerte sind Parameter (wie z. B. Bilirubin, Phosphatase) erhöht – doch diese Erhöhung ist kein Zeichen für Krebs, das kann auch bei Entzündungen erhöht sein.
Mittels Ultraschalluntersuchung, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) kann die Gallenblase dargestellt werden. Eine genaue Untersuchung der Gallenblase erfolgt mit der so genannten endoskopischen retrograden Cholangiographie (ERC). Dabei führt der Arzt ein Endoskop in den Zwölffingerdarm. Mittels Kontrastmittel, das in die Gallenwege gespritzt wird, lässt sich im Röntgenbild das Gallengangsystem darstellen. Im Zuge dieser Untersuchung kann auch eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden.
Wie sieht die Therapie aus?
Befindet sich der Tumor im frühen Stadium und beschränkt sich auf die Gallenblase oder Gallenwege, kann operiert werden. Es wird meist die Gallenblase entfernt (Cholecystektomie). Hat sich der Tumor bereits weiter ausgebreitet, ist eine radikale Operation notwendig, bei der zusätzlich die Lymphknoten in dem Bereich und ein Teil der Leber entfernt werden. Zusätzlich können eine Strahlen- und Chemotherapie notwendig sein.
Liegen Metastasen bereits im ganzen Körper vor, ist eine Heilung nicht mehr möglich.
Wie groß sind die Heilungschancen?
Die Heilungschancen hängen vom Stadium der Erkrankung ab: Hat der Tumor lediglich die Gallenblase befallen, ist die Aussicht auf Heilung nach erfolgreicher und vollständiger Entfernung des Karzinoms gut. Weniger als fünf Prozent der Betroffenen leben länger als fünf Jahre nach der Diagnose.