Washington. . Wissenschaftler der Havard Medical School haben herausgefunden, dass Gewalterfahrungen in der Kindheit die Gehirnentwicklung beeinträchtigen kann. In einer Untersuchung mit 193 jungen Erwachsenen waren bei den Versuchsteilnehmern mit Gewalterfahrungen Teile des Hippocampus zwischen 5,8 bis 6,5 Prozent kleiner als bei den anderen Probanden.

Misshandlung oder Missbrauch in der Kindheit kann die Gehirnentwicklung beeinträchtigen. US-Forscher fanden in einer Studie bei Betroffenen einen verkleinerten Hippocampus, eine Hirnregion, die unter anderem für das Steuern von Emotionen und das Gedächtnis zuständig ist. Bereits frühere Untersuchungen hatten diesen Zusammenhang angedeutet.

Die Wissenschaftler um Martin Teicher von der Harvard Medical School in Belmont (Massachusetts) untersuchten 193 junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Zunächst überprüften sie in einer umfassenden Befragung, wer von ihnen als Kind körperlicher Gewalt, sexuellem Missbrauch, Beleidigungen oder emotionaler Vernachlässigung, aber auch einer Trennung der Eltern ausgesetzt war.

Menschen mit Gewalt-Erlebnissen leiden häufiger an Störungen

Knapp die Hälfte der Probanden hatte keinerlei entsprechende Erfahrungen. Mit Hilfe einer Kernspinresonanztomographie wurden als nächstes Bilder von den Gehirnen der Studienteilnehmer gemacht. Bei denjenigen mit Gewalterfahrungen waren Teile des Hippocampus 5,8 bis 6,5 Prozent kleiner als bei den anderen Probanden.

Bereits frühere Studien hätten gezeigt, dass Zellen im Hippocampus ein Hormon als Reaktion auf Stress ausschütteten, solange das Gehirn noch nicht ausgereift sei, schrieben die Wissenschaftler im Fachblatt "PNAS". Möglicherweise werde dadurch die Entwicklung beeinträchtigt. Die Erkenntnisse könnten zu einer Erklärung beitragen, warum Menschen, die als Kind Gewalt erlebt hätten, später häufiger psychische Störungen wie Depressionen oder Drogensucht entwickelten, hieß es. (dapd)