Stuttgart. Nur eine Minderheit der Hausärzte bietet Patienten Programme gegen Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung oder Tabakkonsum an. Das hat eine Umfrage unter 260 Hausärzten ergeben. Gründe dafür sind Zeitmangel, wenig Vertrauen in die Motivation der Patienten - und zu wenig Verdienst.
Hausärzte versuchen eher selten den Lebensstil ihrer Patienten zu beeinflussen. Nur eine Minderheit der Mediziner unterbreite Angebote, etwas gegen Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, übermäßigen Alkoholkonsum oder Tabakrauchen zu tun, geht aus einer in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" veröffentlichten Umfrage unter 260 Hausärzten in Baden-Württemberg hervor.
Als Grund gaben sie Zeitmangel und eine unzureichende Vergütung an. Viele zweifelten auch an der Motivation ihrer Patienten. Forscher um Christina Huy vom Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg gingen der Frage nach, wie gut die Mediziner ihre Möglichkeiten zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einschätzen und ob sie diese auch anbieten.
Viele glauben nicht an einen Erfolg
Am optimistischsten zeigten sich die befragten Hausärzte im Hinblick auf Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes. Sie hielten sich in der Behandlung für kompetent und waren größtenteils auch der Ansicht, ihre Patienten hier erfolgreich motivieren zu können. Auch in Bezug auf Risikofaktoren des Lebensstils wie Bewegungsmangel oder Rauchen hielten sich die Ärzte im Prinzip für kompetente Berater.
An einen Erfolg glauben viele jedoch nicht, wie die Umfrage ergab. Viele begnügten sich damit, die Risikofaktoren im Gespräch mit dem Patienten darzustellen und den Nutzen eines gesunden Lebensstils kurz zu erläutern. Schriftliches Informationsmaterial teile nur jeder Fünfte aus, und Kontakte zu anderen Hilfsangeboten würden nur selten hergestellt, berichten die Autoren. Dabei sind Ärztinnen doppelt so häufig wie ihre männlichen Kollegen bereit, Patienten zum Lebensstil zu beraten. (dapd)