Washington. Forscher haben einen neuen Impfstoff entwickelt der Krebs-Tumore schrumpfen lassen könnte. Das Mittel soll eine Immunreaktion gegen ein bestimmtes Zuckermolekül hervorrufen, welches sich auf den Tumoren befindet. Versuche mit Mäusen verliefen erfolgreich. Studien am Menschen könnten 2013 beginnen.

Forscher haben einen Impfstoff entwickelt, der gegen 90 Prozent aller Brustkrebsarten und auch gegen andere Krebsformen helfen könnte. In Versuchen mit Mäusen ließ der synthetische Wirkstoff Tumore um mehr als 80 Prozent schrumpfen.

Das Mittel ruft eine Immunreaktion des Körpers gegen ein Zuckermolekül hervor, das sich nur auf der Oberfläche der Tumore findet. Es wirke dadurch auch bei den Brustkrebsarten, die nicht auf Standardtherapien mit Hormonen oder den Wirkstoff Trastuzumab ansprächen.

Krebszellen abtöten

"Dadurch könnten wir eine Therapiechance für die große Gruppe von Patienten eröffnen, für die es zurzeit nur die normale, nicht immer wirksame Chemotherapie gibt", berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".

"Dies ist das erste Mal, dass ein Impfstoff entwickelt wurde, der das Immunsystem darauf trainiert, Krebszellen aufgrund ihrer spezifischen Zuckermoleküle zu erkennen und abzutöten", sagt Studienleiterin Sandra Gendler vom Mayo Clinic College of Medicine in Scottsdale im US-Staat Arizona.

Enormes Potential

Die Zuckerstruktur MUC1 sei auf 70 Prozent aller tödlichen Krebsarten zu finden, unter anderem bei Brustkrebs, Eierstockkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und einigen Formen der Leukämie. Ein Impfstoff gegen das Zuckermolekül habe daher enormes Potenzial, sagt die Forscherin.

Man könne ihn vorbeugend bei Patienten mit hohem Risiko für bestimmte Krebsarten einsetzen, ihn aber auch verabreichen, um zu verhindern, dass ein Tumor wiederkehre. Bei extrem aggressiven Krebsarten wie dem Bauchspeicheldrüsenkrebs oder bestimmten Formen des Brustkrebses könnte ein solcher Impfstoff auch begleitend zu einer Chemotherapie eingesetzt werden.

Künstliche Herrstellung

Bisher hat der Impfstoff zwar seine Wirksamkeit nur in Studien an Mäusen bewiesen. Die Forscher testen aber bereits, wie gut das neue Mittel gegen menschliche Krebszellen in Kultur wirkt und wie gut verträglich es wäre.

Wenn alles weiterhin gut läuft, könnten die ersten klinischen Studien des Mittels am Menschen Ende 2013 beginnen, schätzen die Wissenschaftler. Im Gegensatz zu den meisten bisher getesteten Krebs-Impfstoffen müssen für das neue Mittel nicht erst Immunzellen der Patienten isoliert und manipuliert werden. Stattdessen ist der von Gendler und ihren Kollegen entwickelte Impfstoff vollständig künstlich hergestellt. Er benötige daher keine menschlichen Zellen als Grundlage, sagen die Forscher. Dadurch sei er schneller und einfacher im Labor herzustellen.

Blaupause

Der Impfstoff besteht aus drei Komponenten: Zum einen aus einem Hilfsstoff, der die allgemeine Immunantwort des Körpers steigert und aus einem Stoff, der die T-Helferzellen anregt. Diese spielen eine wichtige Rolle für die spezifische Abwehrreaktion, indem sie Fresszellen aktivieren und die Produktion von Antikörpern auslösen.

Und als dritte und wichtigste Komponente enthält der Impfstoff ein kleines Zuckermolekül, das dem Immunsystem quasi eine Blaupause für die Struktur liefert, nach dem es auf den Krebszellen suchen muss. Durch diese Zusammensetzung aktiviere der Impfstoff alle wichtigen Komponenten des Immunsystems. (dapd)