Marseille. . Im Medizinskandal um gefährliche Brustimplantate ist nun Anklage gegen den ehemaligen Chef des französischen Herstellers PIP erhoben worden. Unterdessen wird vor weiteren Silikonkissen gewarnt: vor Implantaten der GfE Medizintechnik.
In Frankreich ist gegen den ehemaligen Chef des französischen Brustimplantateherstellers Poly Implant Prothèse (PIP) Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung erhoben worden. Das teilte der Anwalt von Jean-Claude Mas am Freitag mit. Mas sei aber gegen eine Kaution von 100.000 Euro wieder auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem er am Donnerstag festgenommen worden war, erklärte Haddad. Mas müsse in Frankreich bleiben und dürfe keine anderen früheren Manager der Firma Poly Implant Prothèse (PIP) treffen.
Brustimplantate in über 60 Staaten geliefert
Nach eigenen Angaben war PIP weltweit einer der größten Hersteller von Brustimplantaten und exportierte seine Produkte in über 60 Staaten. Sie wurden inzwischen in einigen Ländern vom Markt genommen, weil befürchtet wird, dass Implantate reißen können, wovon Zehntausende Frauen betroffen sein könnten.
Unterdessen warnt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nun vor Silikonkissen eines weiteren Herstellers. Betroffen seien Brustimplantate der früheren GfE Medizintechnik GmbH, sagte ein Behördensprecher am Freitag. Die Implantate, die von September 2003 bis August 2004 unter dem Namen „TiBREEZE“ auf dem Markt waren, enthalten Silikongel der französischen Firma PIP.
PIP-Gründer hatte Einsatz von Billig-Gel gestanden
PIP-Gründer Jean-Claude Mas hatte zugegeben, einen Großteil seiner Implantate mit einem Billig-Gel gefüllt zu haben, das mit einem eigentlich für Industrieprodukte bestimmten Silikon zusammengemixt wurde. Weltweit tragen hunderttausende Frauen die mit Billigsilikon gefüllten Prothesen, in Deutschland sollen es rund 10.000 sein.
Die Silikonkissen, die auffällig oft rissen, werden für Entzündungen verantwortlich gemacht. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die Implantate verstärkt „ausschwitzen“ und damit Silikon durch die Hülle hindurch in den Körper abgeben. Das BfArM hatte daher vorsichtshalber die Entfernung der Silikonkissen empfohlen.
Keine gesicherten Erkenntnisse
Diese Empfehlung gelte nun auch für die „TiBREEZE“-Implantate, sagte der Behördensprecher. Bei diesen Brustimplantaten wurden demnach die Silikonhüllen durch die frühere GfE Medizintechnik GmbH zusätzlich beschichtet und von PIP mit Silikongel befüllt.
Es gebe derzeit „keine gesicherten Erkenntnisse“ darüber, ob die damals bezogenen PIP-Implantate ebenfalls mit dem Billig-Silikon befüllt wurden, teilte die pfm medical titanium gmbh als Rechtsnachfolgerin des Herstellers in einer Kundeninformation mit. Bei insgesamt 728 in Verkehr gebrachten „TiBREEZE“-Implantaten seien bislang nur in zwei Fällen Risse gemeldet worden.
Vorsichtshalber zum Arzt
Zudem gebe es wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür, dass die Titanschicht der „TiBREEZE“-Implantate ein „Ausschwitzen“ des Silikons um 40 Prozent und damit das Risiko für die Frauen reduziere. Vorsichtshalber sollten die betroffenen Frauen jedoch von ihrem Arzt informiert werde. (afp/dapd)