Bremen. Vor dem Tod der drei Frühchen in einer Bremer Klinik hatte der inzwischen entlassene Chef der Kinderklinik über die Unterbesetzung der Frühgeborenen-Station geklagt. Jedoch habe er sich mit der Geschäftsführung geeinigt, die Personalsituation nicht zu verändern.
Der nach dem Tod dreier Frühchen im Klinikum Bremen-Mitte fristlos entlassene Chef der Kinderklinik hat zuvor die Unterbesetzung der Frühgeborenen-Station beklagt. Eine Sprecherin des Klinikverbundes Gesundheit Nord bestätigte einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus", wonach Chefarzt Hans-Iko Huppertz in den vergangenen Monaten mehr Mitarbeiter verlangt hatte. Er habe sich aber mit der Geschäftsführung einvernehmlich darauf geeinigt, die Personalsituation nicht zu ändern.
Der Geschäftsführer von Gesundheit Nord, Diethelm Hansen, hatte Huppertz schwere Versäumnisse vorgeworfen. Der Chefarzt habe im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Darmkeimes auf seiner Station nicht rechtzeitig Maßnahmen ergriffen. Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Klaus-Dieter Zastrow, sagte dem "Focus": "Wenn der Chefarzt mehr Personal verlangt, ist derjenige verantwortlich, der es ihm verweigert hat." Mit vier bis fünf Frühchen sei "jede Pflegekraft überfordert". In der Regel sei die Station mit vier Pflegern in der Früh- und jeweils drei während der Spät- und Nachtschicht besetzt gewesen, sagte die Sprecherin von Gesundheit Nord.
Multiresistenter Keim bei 23 Babys festgestellt
Zudem sei rund um die Uhr ein Arzt und im Hintergrund ein Oberarzt für die Station zuständig gewesen. Die Station hatte 16 Betten und war durchschnittlich zu 65 Prozent ausgelastet. Auf der von Huppertz geleiteten Frühgeborenen-Station war bei 23 Babys ein multiresistenter Keim festgestellt worden. Neun von ihnen erkrankten seit Ende April daran. Im August und Oktober starben drei Frühchen. Das Gesundheitsamt war erst im September über die Darminfektionswelle informiert worden. (dapd)