Straßburg/Berlin. . Noch ist die Quelle der Ehec-Erkrankungen in Deutschland nicht gefunden. Für die Bauern ist das eine Katastrophe. Deswegen sollen sie jetzt mit 150 Millionen Euro entschädigt werden, hat die EU-Kommission in Luxemburg vorgeschlagen.
Die wegen der EHEC-Epidemie von Einkommensverlusten betroffenen Bauern in der Europäischen Union sollen eine Entschädigung von insgesamt 150 Millionen Euro erhalten. Das schlug am Dienstag die EU-Kommission in Luxemburg vor. Dort waren die Agrarminister der 27 EU-Staaten zusammengekommen, um über die Folgen der EHEC-Krise zu beraten.
Noch immer unklar
Tomaten, Gurken, Salat oder Sprossen? Bislang hat sich kein einziger Verdacht auf der Suche nach der Ehec-Quelle bestätigt. Doch die Warnungen vor dem Verzehr der Lebensmittel kamen schnell, ohne wissenschaftlichen Nachweis. Und sie gelten weiter, obwohl keine belasteten Lebensmittel bislang gefunden wurden. Wurde zu vorschnell gewarnt?
Nach den irreführenden Angaben über den möglichen Ursprung der Ehec-Epidemie mahnt deshalb jetzt die EU-Kommission mehr Zurückhaltung an. Solange es keine wissenschaftlichen Belege gebe, sollten nationale Behörden keine möglichen Infektionsquellen angeben, sagte Gesundheitskommissar John Dalli am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg. Der vor knapp zwei Wochen von deutschen Behörden geäußerte Verdacht, spanische Gurken seien die Infektionsquelle, habe sich nicht bestätigt. Dies gelte auch für Bohnensprossen.
Kritik am Krisenmanagement
Diese vorschnellen Schlüsse hätten jedoch Ängste bei Verbrauchern geschürt, kritisierte Dalli. Die Folge seien schwere finanzielle Auswirkungen auf die Gemüsebranche.
Mehrere Europaabgeordnete übten massive Kritik am deutschen Krisenmanagement. Die deutschen Behörden hätten den Gemüsebauern mit ihren Falschmeldungen schweren Schaden zugefügt, sagte der spanische Abgeordnete Sosa Wagner, der anklagend eine Gurke in die Höhe hielt. Wie er forderten auch andere Spanier die Entschädigungen, die jetzt auch von der EU-Kommission befürwortet wurden.
Die SPD-Abgeordnete und Verbraucherschutzexpertin Dagmar Roth-Behrend warf Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) „ignorantes“ Verhalten vor. Dass Deutschland zunächst auf die Mitarbeit von EU-Experten verzichtet habe, sei ein „Skandal“. Drei Wochen nach Ausbruch der Epidemie sei deren Quelle noch immer unbekannt, kritisierte der SPD-Politiker Jo Leinen. Dies sei „inakzeptabel“ und zeige, dass es bei der Lebensmittelsicherheit noch viele Lücken gebe.
Möglicherweise finanzielle Entschädigung für Bauern
Die deutsche Grüne Rebecca Harms und der CDU-Abgeordnete Peter Liese verwiesen darauf, dass der Ehec-Erreger gegen viele Antibiotika resistent ist. Daher müsse der weit verbreitete Einsatz von Antibiotika bei der Massentierhaltung hinterfragt werden.
Allein in Deutschland starben mindestens 22 Menschen infolge einer Ehec-Infektion. Mehr als 2200 Menschen erkrankten bundesweit. (we/afp)