Almeria. .

. Spanische Bauern müssen ihr Gemüse einstampfen, weil europäische Supermärkte die Produkte aus Angst vor dem Ehec-Erreger aus ihren Regalen verbannt haben. Schon jetzt liegt der wirtschaftliche Schaden bei wöchentlich 200 Millionen Euro.

„Sehr lecker“, sagt Clara Aguilera und beißt herzhaft für die Kameras in die ungeschälte spanische Bio-Salatgurke. „Also ich verstehe die Deutschen nicht.“ Clara Aguilera ist Landwirtschaftsministerin der südspanischen Agrarregion Andalusien, aus der die in Deutschland und andernorts aufgetauchten verdächtigen Öko-Gurken stammen sollen. Und sie führt die vorderste Verteidigungsfront der spanischen Bauernlobby an, nennt Deutschlands Warnung vor spanischen Salatgurken „unverantwortlich“, „empörend“ und „illegal“.

Aguilera steht derweil in ei­nem jener Bio-Gewächshäuser in dem Bauerndorf Pechina in der Gemüseprovinz Almeria, in dem die Gurken, auf denen die Ehec-Keime gefunden wurden, gewachsen sein könnten. Mannshoch sprießen hier die Gurkengewächse in langen Reihen. Die Wurzeln in sandigem Boden, in den über computergesteuerte Düsen tropfenweise Wasser, Nährstoffe und Dünger verabreicht werden. Die Pflanzen ranken sich an dünnen Drähten in die Höhe. Aguilera nickt anerkennend: „Unsere Treibhäuser sind sicher.“

Resultate sollen bald vorliegen

Ende vergangener Woche nahmen Gesundheitsinspektoren hier bereits Proben: Boden, Wasser, Dünger, Pflanzen und natürlich die Gurken werden auf Ehec-Bakterien untersucht. Genauso wie in zwölf weiteren Gurken-Treibhäusern in der Umgebung und in jenen beiden Vertriebs-Kooperativen, von denen die später auf dem Hamburger Großmarkt beschlagnahmten Beweisstücke per Lastwagen auf die Reise Richtung Norden gingen. Am Montag sollten eigentlich schon die Ergebnisse da sein, nun werden Resultate für diesen Mittwoch oder Donnerstag angekündigt.

Weiße Gemüsekisten stapeln sich in den Gängen, deren Inhalt derzeit in Europa, wo immer mehr Regierungen und Handelsketten spanische Gurken aus den Regalen verbannen, praktisch nicht mehr zu verkaufen ist. Die Angst vor der Ehec-Bakterie hat dazu geführt, dass viele europäische Groß- und Zwischenhändler ihre Gemüsebestellungen in Spanien storniert haben. Die spanischen Bauern bleiben derzeit auf Millionen Kilo Gurken, Tomaten und Kopfsalat sitzen. Tonnenweise wird Gemüse eingestampft.

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Es bleibt abzuwarten, ob sich die katastrophale Lage für die spanische Landwirtschaft nach der verhalten positiven Nachricht vom Dienstagnachmittag verbessert: Zwei der vier in Hamburg entdeckten kontaminierten Gurken aus Spanien tragen einen anderen Ehec-Bakterientyp als jenen, der bei in Deutschland erkrankten Verbrauchern gefunden wurde.

Spaniens Agrarministerin Rosa Aguilar beziffert den momentanen wirtschaftlichen Schaden für die spanische Landwirtschaft, dem größten Gurkenproduzenten Europas, auf wöchentlich 200 Millionen Euro.

Entschädigungen

Die Regierung in Madrid wolle nun auf EU-Ebene Entschädigungen für alle europäischen Landwirte verlangen, die wegen der Ehec-Angst kein Gemüse mehr verkaufen können und hohe Verluste haben.

Aguilar erneuerte am Dienstag bei einem EU-Treffen im ungarischen Debrecen die Vorwürfe, dass Deutschland voreilig und „ohne einen einzigen Beweis“ den Verdacht auf spanische Gurken gelenkt habe. „Man soll aufhören, auf Spanien zu schauen“, sagte Aguilar. „Wir sind enttäuscht von der Art, wie Deutschland mit dieser Krise umgegangen ist.“