Hamburg. Die spanische Gurke war es wohl nicht: Auf der Suche nach der Quelle der Ehec-Erkrankungen in Hamburg müssen die Biologen wieder von vorne anfangen. Beunruhigend: Ärzte melden, dass der Erreger bei einigen Patienten auch das Nervensystem angreift.

Die Suche nach den Quellen der schweren Durchfallerkrankungen muss wohl von vorne losgehen. Zumindest zwei der spanischen Gurken, die Biologen in Hamburg untersucht haben, tragen Ehec-Bakterien, die nicht mit denen der Patienten übereinstimmen. Bisher sind in Deutschland 15 Menschen daran gestorben, darunter drei in NRW.

Noch am Montag glaubten viele Experten, die Quelle sei gefunden. Doch haben inzwischen Untersuchungen an zweien dieser Gurken ergeben, dass die Bakterienstämme nicht mit denen der Hamburger Patienten übereinstimmen. Damit sei die Quelle der schweren Erkrankungen mit dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) weiter unklar, sagte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Dienstag. Bei den übrigen beiden Gurken vom Hamburger Markt sei die Identifizierung der Stämme noch nicht abgeschlossen. Von den vier Gurken, auf denen man Ehec-Erreger gefunden hatte, stammen drei sicher aus Spanien, die Herkunft der vierten ist nicht geklärt.

Ausfallerscheinungen nach drei bis fünf Tagen

Gleichzeitig wächst die Sorge um neurologische Komplikationen. In den sieben großen Asklepios Kliniken in Hamburg seien bei der Hälfte aller schweren Verlaufsfälle mit dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) nach drei bis fünf Tagen neurologische Ausfallerscheinungen aufgetreten, sagte Joachim Röther, Chefarzt der Neurologischen Abteilung in der Asklepios Klinik Altona, am Dienstag in Hamburg.

Als Grund dafür nennt der Mediziner das Ansteigen der giftigen Stoffe in den Gefäßen der Patienten. „Schwellungen und kleine Blutverklumpungen verstopfen die Blutbahnen. Ähnliche Verläufe sind in der Literatur vereinzelt bei Patienten mit Rota-Viren beschrieben worden“, sagte Röther.

Von den schweren Fällen ist knapp jeder zweite betroffen

Nach Angaben von Peter Urban, Chefarzt der Neurologie in der Asklepios Klinik Barmbek, werden die Patienten neurologisch sehr genau beobachtet: „Alle wurden unter anderem im Kernspin und per EEG untersucht. Darüber hinaus gab es weitere neuropsychologische Analysen.“

Knapp die Hälfte der schweren Verläufe zeigt Asklepios zufolge neurologische Ausfallerscheinungen. Davon wiederum erleidet die Hälfte - also etwa ein Viertel der schweren HUS-Verläufe - epileptische Anfälle. Die Mediziner beobachten ferner Sprachstörungen, Störungen des Sehens (Doppelbilder), Tremor (Gliederzittern), Verwirrtheit und Schläfrigkeit.

Beobachtet wurden über 400 Patienten

Seit dem ersten Auftreten der Ehec-Keime in Hamburg haben die Asklepios Kliniken inzwischen mehr als 400 Patienten betreut. Auch wenden die Krankenhäuser das neue Medikament Eculizumab an. Die bisherigen Erfahrungswerte seien aber noch nicht ausreichend, um die Wirksamkeit zu beurteilen, hieß es weiter.

Bislang sind in Deutschland 15 Menschen im Zusammenhang mit Ehec-Infektionen gestorben. In Hamburg wurden bis Montagmittag 488 Fälle von EHEC-Infizierten beziehungsweise Verdachtsfällen gemeldet. Am Dienstag wurden auch neue Fälle aus dem Ausland bekannt: In den USA, das meldete die EU-Kommission, seien die ersten drei Verdachtsfälle aufgetreten. (dapd/afp)