Berlin. . Bei Umsatzeinbußen wegen der Ehec-Erkrankungen können Gemüsebauern in Deutschland verbilligte Kredite beantragen. Das gab das Bundeslandwirtschaftsministerium bekannt. Spanien beziffert Schaden auf 200 Milliionen Euro pro Woche.
Von Umsatzeinbußen aufgrund der Ehec-Erkrankungen betroffene deutsche Bauern erhalten Finanzhilfen. Die Landwirtschaftliche Rentenbank stelle kurzfristig Kredite zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium am Dienstag in Berlin mit. Beantragen könnten die Hilfen Betriebe, die „nachweislich durch die jüngsten Verwerfungen auf den Märkten durch Ehec-verdächtige Lebensmittel“ in wirtschaftliche Not geraten seien.
„Wir haben großes Verständnis für die Sorgen der Bauern, die jetzt unter massiven Einbußen leiden“, erklärte das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin. Die Betriebe brauchten Unterstützung, „da der Absatz teilweise völlig zum Erliegen gekommen ist und die verderbliche Ware nur kurzzeitig gelagert werden kann“. Beantragen könnten die Hilfen Betriebe, die „nachweislich durch die jüngsten Verwerfungen auf den Märkten durch Ehec-verdächtige Lebensmittel“ in wirtschaftliche Not geraten seien.
Die deutschen Behörden hatten in der vergangenen Woche vor dem Verzehr von frischen Gurken, Salat und ungekochten Tomaten gewarnt, weil die an einer Ehec-Infektion Erkrankten besonders viel davon zu sich genommen hatten. Seitdem brach der Absatz massiv ein - nicht nur in Deutschland.
Spanienkritisiert deutsches Krisenmanagement
Die niederländischen Landwirte etwa exportieren nach Angaben von Landwirtschaftsminister Henk Bleker so gut wie keine Gurken, Tomaten oder Salate mehr nach Deutschland. Die Ausfuhren haben demnach einen Wert von 1,1 Milliarden Euro im Jahr. Auch Gemüse aus Spanien bleibt in den Regalen liegen, nachdem in der vergangenen Woche spanische Salatgurken als eine Quelle des Ehec-Erregers identifiziert worden waren. Mittlerweile erklärten die Behörden allerdings, der dort entdeckte Ehec-Erreger sei offenbar nicht die Quelle für den beispiellosen Ausbruch an Infektionen mit dem Darmkeim.
Die spanische Landwirtschaftsministerin Rosa Aguilar schimpfte bei einem Treffen mit ihren europäischen Kollegen in Ungarn über das deutsche Krisenmanagement und forderte Entschädigungen. Die Behörden hätten „unangebracht“ reagiert, indem sie spanische Gurken als eine Quelle des Ehec-Erregers benannten, ohne „verlässliche Daten“ zu haben, sagte sie.
EU-Agarkommissar Dacian Ciolos dämpfte die Erwartungen. Produzenten-Organisationen hätten Nottöpfe für solche Fälle, sagte er nach dem Agrarminister-Treffen. Zudem könnten Staaten Beihilfen für betroffene Betriebe prüfen. „Die EU-Kommission hat leider nur begrenzte Möglichkeiten.“ Zunächst müsse allerdings feststehen, woher die Darmkeime stammen. Die ungarische EU-Ratspräsidentschaft erwägt, ein Sondertreffen der Agrar- und Verbraucherminister wegen der EHEC-Fälle zu veranstalten.
Ministerin Aguilar bezifferte die Umsatzausfälle für die spanische Branche infolge der eingebrochenen Nachfrage nach spanischem Gemüse und Obst auf 200 Millionen Euro je Woche. Sie betonte zugleich, Lebensmittel aus ihrem Land seien „sicher und von guter Qualität - in Spanien sind die Sicherheitskontrollen von Lebensmitteln stärker als von der EU vorgeschrieben.“
Niederlande schätzen Schaden auf zehn Millionen Euro
Die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) ließ sich in Ungarn durch ihren Staatssekretär Robert Kloos vertreten. Er äußerte nach Angaben des Ministerium in Berlin „großes Verständnis für den Unmut und die Sorgen der Bauern, die jetzt unter massiven Einbußen leiden, obwohl sie hochwertige Ware produzieren und dies teilweise sogar noch mit Untersuchungen belegen“.
Solange allerdings nicht zweifelsfrei feststehe, wie und wo die Keime in die Lebensmittelkette gekommen sind, sei besondere Vorsicht geboten. Angesichts der Absatzeinbrüche bei den Gemüseproduzenten baue auch Deutschland auf Unterstützung der EU, erklärte Kloos.
Darüber werde von „Fall zu Fall“ entschieden, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Noch sei kein Antrag auf Hilfen für Gemüsebauern bei der EU-Kommission eingegangen. Die Niederlande und Spanien haben aber bereits angekündigt, dass sie finanzielle Unterstützung der EU anfordern wollen. Im Falle der Niederlande geht um zehn Millionen Euro, wie das Landwirtschaftsministerium in Den Haag erklärte. (afp/sbi/WE)