Essen. . Die Fälle der schwer verlaufenden Ehec-Infektionen nehmen zu. Das Robert-Koch-Instituts (RKI) meldet 138 Patienten, bei denen das Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS) diagnostisiert wurde. Das sind 58 Fälle mehr als noch am Dienstag.

Die Zahl der schwer verlaufenden Ehec-Erkrankungen in Deutschland ist auf 138 gestiegen. Das berichtete der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, am Mittwoch dem Gesundheitsausschuss des Bundestags in seinem Lagebericht. Am Dienstag war noch von mehr als 80 Fällen die Rede. Bei den 138 Patienten ist das Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS) diagnostisiert worden, wie die Ausschussvorsitzende Carola Reimann (SPD) der Nachrichtenagentur dapd auf Anfrage mitteilte. Die Suche nach den Lebensmitteln, die mit den Durchfallbakterien verseucht waren, hat noch keinen Erfolg gebracht.

Nach ihren Angaben gilt es als wenig wahrscheinlich, dass die Erreger der schweren Durchfallerkrankungen von rohem Fleisch oder Rohmilch stammen. Diesen Schluss ziehen die Experten aus der laufenden "Fallkontrollstudie". Dabei werden die Infizierten nach einem detaillierten Fragebogen dazu befragt, was sie gegessen und getrunken haben. Demnach gibt es bisher "keinen offensichtlichen Verursacher", sagte Reimann.

69 der Erkrankten sind Frauen

"Was aufhorchen lässt, ist die hohe Zahl der infizierten Frauen", sagte die Bundestagsabgeordnete. 69 Prozent der Erkrankten seien Frauen. Eine Erklärung könnte sein, dass sie sich bei der Zubereitung des Essens angesteckt hätten, sagte Reimann.

Auch die hohe Zahl schwerer Erkrankungen ist nach Angaben Reimanns ungewöhnlich. Normalerweise werden demnach 60 HUS-Fälle im Jahr bei etwa 1.000 EHEC-Infektionen gemeldet.

Unter den Infizierten ist nach Angaben Reimanns auch eine schwedische Reisegruppe, die Hamburg besucht hatte. Zehn Mitglieder wurden angesteckt, ein Patient ist schwer erkrankt, wie die SPD-Politikerin sagte. Die Gesamtzahl der Ehec-Infizierten ist nach ihren Angaben nicht genau zu bestimmen, weil die Bundesländer alle, auch von anderen Erregern ausgelöste Durchfallerkrankungen melden. Reimann, selbst Biotechnologin, forderte: "Die Länder sollten sich auf einen Meldestandard einigen."

Die Gesundheitsexperten sind dabei, den Stamm des für die Infektionen verantwortlichen Darmbakteriums zu typisieren. Das ist nach den Worten Reimanns relativ kompliziert.

Auf der Suche nach der Ursache

Sie sind viel unterwegs in diesen Tagen: Experten der Hamburger Gesundheitsbehörde und Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts sind auf der Suche - und das ganze Land wartet darauf, dass sie etwas finden. Die Experten wollen herausfinden, wie die Menschen mit den Ehec-Keimen in Kontakt gekommen sind.

„Wir wollen wissen, wo die gemeinsame Quelle liegt, aber das ist sehr schwierig herauszufinden“, sagt Rico Schmidt, Pressesprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Das liege an der großen Anzahl von Patienten und deren Verteilung über Stadt- und Ländergrenzen hinaus.

Die Suche beginnt bei den Patienten selbst. „Wir befragen die Menschen in den Krankenhäusern, wenn das möglich ist“, sagt Schmidt. Was haben sie gegessen? Wo haben sie welche Lebensmittel eingekauft? Und wo haben sie sich in der letzten Zeit aufgehalten? Das sind die Fragen, mit denen die Experten die Quelle der Keime aufspüren wollen. Nicht alle Patienten sind allerdings ansprechbar.

Proben sammeln in Supermärkten und Kühlschränken

Mit den Ergebnissen dieser Befragung machen sich die Experten auf den Weg: In den Wohnungen der Patienten nehmen sie Proben von Lebensmitteln in den Kühlschränken. Auf den Märkten und in den Geschäften, in denen die Patienten eingekauft haben, sammeln sie ebenfalls Proben. „Es liegt ja im Interesse aller, dass wir die Quelle finden, darum gibt es auch keine Probleme bei der Suche“, sagt Pressesprecher Schmidt.

Wie viele Experten auf der Suche nach der Ursache der Ehec-Infektionen sind, kann er nicht sagen. Seit Ende vergangener Woche sind sie unterwegs, seit die Zahl der Patienten angestiegen ist. Gefunden haben sie bislang nichts. „Wir wären aber sehr froh, wenn wir die Quelle entdecken würden.“ Momentan stehen jedoch Obst, Gemüse und Rohkost unter Verdacht. (mit dapd)