Berlin/Köln/Erfurt. Die Zahl der Neuerkrankungen an Schweinegrippe hat sich in einer Woche fast verdoppelt. Das Berliner Robert-Koch-Institut geht am Montag von mehr als 15.000 neuen Fällen pro Woche aus. Laut Obduktion starb eine 24-jährige Kölnerin in der vergangenen Woche an der Schweinegrippe.
Die Zahl der Neuerkrankungen an Schweinegrippe hat sich in nur einer Woche fast verdoppelt. «Wir haben jetzt mehr als 15.000 neue Fälle pro Woche, die wir gemeldet bekommen, und das sind nur die laborbestätigten Fälle», sagte Gérard Krause vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag. Registriert wurden zuletzt für die 45. Kalenderwoche vom 1. bis 8. November 53.957 Infektionen. Auch die Zahl der Todesfälle steigt.
In Europa hat die Zahl der Todesfälle laut RKI um 69 auf 424 zugenommen. Weltweit gibt es bisher 6.593. In Deutschland wurden bis Ende vergangener Woche 16 Tote registriert. Inzwischen seien es schon 19: In Bayern sind in der vergangenen Woche ein 18 und ein 57 Jahre alter Mann an den Folgen der Schweinegrippe gestorben. Sie hatten an Vorerkrankungen beziehungsweise einer schweren Lungenentzündung gelitten, wie die zuständigen Ämter am Montag mitteilten.
Kölnerin starb an Schweinegrippe
Unterdessen geht das thüringische Gesundheitsministerium davon aus, dass der Tod eines 55-Jährigen aus Thüringen wohl nicht in Zusammenhang mit einer kurz zuvor erfolgen Impfung gegen die Schweinegrippe steht. Dem Obduktionsbericht zufolge sei der Mann an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Der Mann aus Leinefelde im Eichsfeldkreis war am Donnerstag um 16.30 Uhr geimpft worden, war danach beim Bowling und bekam am späten Abend massive Probleme, so dass der Notarzt gerufen wurde. Die Hilfe kam jedoch zu spät.
Die Obduktion einer 24 Jahre alte Kölnerin hingegen ergab, dass sie an den Folgen der Schweinegrippe gestorben ist. Dies ergab die Obduktion der Toten, wie das Gesundheitsamt am Montag mitteilte. Die Kölnerin starb bereits am Mittwoch vergangener Woche zu Hause. Sie war in der Woche zuvor an typischen Grippesymptomen erkrankt, unter ambulanter ärztlicher Therapie aber schnell beschwerdefrei. Ein nach dem Tod vorgenommener medizinischer Test bestätigte zwar das Vorliegen von Schweinegrippe-Erregern, aber der Verlauf der Erkrankung war anscheinend mild.
Saisonale Grippe kommt noch
Der Anstieg der Schweinegrippe-Erkrankungen hatte in der 44. Kalenderwoche noch bei 8.532 gelegen. In der 45. Woche kamen 14.890 hinzu. Die Sprecherin des RKI, Susanne Glasmacher, sagte der AP, die Zahl der Infizierten sei in Wirklichkeit höher: «Es gehen nicht alle zum Arzt, und nicht jede Infektion wird dem Gesundheitsamt gemeldet.» Seit Samstag müssen Ärzte keine Verdachtsfälle mehr melden.
Die Bundesgesundheitsbehörde rechnet nicht damit, dass die Impfungen die Ausbreitung der Schweinegrippe in nennenswertem Umfang verhindern können. «Wir impfen, um Gefährdete zu schützen», sagte Glasmacher. Chronisch Kranken wird empfohlen sich auch gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen. Der Höhepunkt der Infektionen wird erst im Dezember und Januar erwartet.
RKI-Experte Krause sagte, er könne die Verunsicherung der Bevölkerung wegen der Schweinegrippe-Impfung verstehen, «aber die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sind seit September gleich geblieben». Diese betreffen medizinisches Personal, Schwangere und Personen mit Vorerkrankungen. «Es sollten sich nur die Leute impfen lassen, die zur Zielgruppe gehören», betonte Krause. (afp/ddp)