Essen. . Desinfektionsmittel sind meistens überflüssig. Das Bad gilt zu Unrecht als Keimschleuder. Dafür gelten in der Küche besondere Vorsichtsmaßnahmen.

Vieles, das heute in der Werbung hygienische Sauberkeit verspricht, ist überflüssig. Weder im Bad noch in der Küche sind stark desinfizierende Mittel angebracht. „Diese Mittel können sogar gesundheitsschädlich sein“, sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

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Neben der direkten Wirkung auf Körper und Umwelt schafft eine steril gehaltene Umgebung auch ein höheres Risiko für die Entwicklung von Allergien. „Unser Immunsystem ist dadurch chronisch unterbeschäftigt und beginnt, auf an sich harmlose Stoffe zu reagieren“, so Heldt. Die in der Werbung so oft als krankmachende Übeltäter bezeichneten „Monster“ sind in den allermeisten Fällen ganz natürlich vorkommende Mikroorganismen, die auf unserer Haut leben. Sie bilden die Hautflora, die uns vor Krankheitskeimen schützt.

Die Spüle

Wie viel Hygiene braucht also unser Heim – wo tummeln sich die meisten Keime und Krankheitserreger? Es ist nicht das Bad, ein Ort, den wohl immer noch viele Menschen als erstes nennen würden. Brutstätte für Keime – auch krankheitserregende – ist vor allem die Küche. „Problematisch sind immer feuchte Ecken, wie die Spüle“, sagt Philip Heldt.

Bakterien bietet die Spüle samt Spüllappen und Schwämmen ein ideales Zuhause. Es herrscht ein feuchtwarmes Klima und es gibt was zu futtern – nämlich unsere Speisereste. „Lappen sollte man deswegen immer so aufhängen, dass sie gut trocknen können“, sagt Philip Heldt. Außerdem sollten Spüllappen ein- bis zweimal in der Woche gewechselt werden. Die meisten lassen sich auch bei 60 Grad in der Maschine waschen. Eine Gefahr gehe von den Lappen dabei nicht aus, bei den hohen Temperaturen können sie problemlos zusammen mit der Unterwäsche gewaschen werden.

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Häufig in Vergessenheit geraten die Spülbürsten. „Die muss man nicht direkt wegschmeißen, sondern kann sie in die Spülmaschine stellen“, sagt Philip Heldt.

Die Lebensmittel

In der Küchenhygiene ist ein durchdachter Ablauf wichtig, um Keime nicht von einem Lebensmittel auf das andere zu übertragen. Krankmachende Keime wie Salmonellen, Listerien oder andere Mikroorganismen können sich vermehren, wenn wir mit rohen Lebensmitteln falsch umgehen. Deswegen gilt zum Beispiel, nicht mit Spüllappen über Schneidebretter zu wischen. Außerdem sollten die Brettchen danach getrennt werden, was auf ihnen verarbeitet wird. „Bei rohen Lebensmitteln wie Fleisch, insbesondere Geflügel, sollte man direkt das benutzte Messer und das Brettchen mit Spülmittel und heißem Wasser abwaschen.“

Außerdem sollte man nicht erst das Fleisch auf dem Brett schneiden und danach zum Beispiel den Salat. „Alles was danach nicht durcherhitzt wird, sollte auch separat bearbeitet werden.“ Die meisten Krankheitserreger werden abgetötet, wenn Speisen bei der Zubereitung und beim Aufwärmen für zwei Minuten oder länger auf mindestens 70 Grad erhitzt werden.

Wenn möglich, so rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), sollten zuerst Nahrungsmittel wie Salat oder Desserts, also Speisen, die nicht mehr erhitzt werden, zubereitet werden. Danach pflanzliche Lebensmittel, die roh gegessen werden und als Letztes Fleisch oder Eier. Am besten die Schneidebretter nach der Benutzung in die Spülmaschine stellen, hier wirkt die abtötende Hitze einfach länger vor als sie kurz unter fließend Wasser zu halten.

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Zwischen Holz- und Plastikbrettchen gibt es aus hygienischer Sicht theoretisch keinen Unterschied. Das BfR empfiehlt allerdings Brettchen, die starke Furchen haben, auszutauschen, da sich in den Rillen Keime sammeln können.

Der Kühlschrank

Im Kühlschrank wird durch die niedrige Temperatur die Keimvermehrung gedrosselt. Den Kühlschrank mehrmals in der Woche auszuwischen, ist nicht nötig. „Flächen, die direkten Kontakt mit Lebensmitteln hatten, sind bei der Reinigung aber besonders zu beachten. „Das Gemüsefach sollte häufiger mal ausgewischt werden“, so Heldt. Auch hier reiche ein normales Spülmittel vollkommen aus.

Wenn Schimmelbefall sichtbar ist, kann Essig zum Einsatz kommen oder verdünnter Spiritus mit einem Spritzer Spülmittel vermischt. Um keine Grundlage für massives Bakterienwachstum zu schaffen, sei es wichtig, auch im Kühlschrank für Trockenheit zu sorgen. Gemüse sollte deswegen am besten erst kurz vor dem Verzehr abgewaschen werden und nicht direkt nach dem Einkauf.

Das Badezimmer

Ein Ort, der zu Unrecht als Keimschleuder gehandelt wird, ist das Badezimmer. Aggressive Desinfektionsmittel sind auch hier im Normalfall deplatziert. Die Klobrille ist trocken und hat eine glatte Oberfläche – Bedingungen, die die meisten Keime nicht überleben.

Zu Unrecht als Keimschleuder gehandelt - das Badezimmer. (Foto: dpa)
Zu Unrecht als Keimschleuder gehandelt - das Badezimmer. (Foto: dpa) © dpa

„Wichtig ist ein kalklösendes Mittel für die Toilette – der Reiniger sollte also sauer sein“, erklärt Philip Heldt. Diese Reiniger auf Zitronen- oder Essigsäurebasis können auch für Dusche und Waschbecken bei hartnäckigen Stellen verwendet werden.

Die beste Hygieneregel ist nach wie vor das richtige Händewaschen. Das BfR empfiehlt dafür Flüssigseife, und die Handtücher einmal pro Woche bei 60 Grad zu waschen.